Mission & Ziele
Das ÖKAS versteht sich als Meinungs- und Bewusstseinsbildner zum Thema Sicherheit im alpinen Raum. Wir erforschen Ursachen und Methoden, um vorhersehbare Unfälle zu vermeiden, klären aber auch darüber auf, dass es 100%ige Sicherheit in unserem Tätigkeitsfeld, dem alpinen Raum, nicht geben kann. Schlussendlich liegt die Verantwortung bei jedem Einzelnen und man selbst muss Entscheidungen inklusive der daraus resultierenden Konsequenzen treffen.
Innovative Forschungsansätze und moderne Präventions-Strategien im Bereich des Alpinsportes sind der Schlüssel zu mehr Sicherheit am Berg. Das ÖKAS analysiert, bewertet Gefahrenquellen im alpinen Raum und gibt dazu Statements und Empfehlungen ab – unabhängig jeglicher Einflüsse von außen.
Ziele
- Senkung der alpinen Unfallzahlen
- Förderung der Eigenverantwortung im Bergsport
- Keine Kriminalisierung des Bergsports
- Optimierung des Informationsflusses innerhalb der alpinen Szene
- Positionierung als international anerkanntes Kompetenzzentrum zur Unfallvorbeugung im Bergsport
Innovative Forschungsansätze und moderne Präventionsstrategien sind ein Schlüssel für mehr Sicherheit am Berg. Das ÖKAS analysiert das Unfallgeschehen, bewertet Gefahrenquellen im alpinen Raum und gibt dazu Statements und Empfehlungen ab – unabhängig jeglicher Einflüsse von außen.
Alpines Klettern © Peter Plattner - argonaut.pro I ÖKAS
Leistungsprofil
- Das Kuratorium bietet Qualität & Seriosität in Forschung und Praxis.
- Das Kuratorium stellt seine Tätigkeiten voll und ganz in den Dienst der Information und Unfallprävention.
- Das Kuratorium erforscht bzw. analysiert Unfallursachen und leitet daraus Präventionsmaßnahmen ab.
- Das Kuratorium berät und unterstützt die Arbeit von Multiplikatoren.
- Das Kuratorium kommuniziert und realisiert mit seinen Mitgliedern und Partnern Sicherheitskampagnen.
- Das Kuratorium ist international vernetzt und pflegt Partnerschaften.
Tätigkeiten
- Herausgabe von Publikationen, Schaffung von Arbeitskreisen oder wissenschaftlichen Beiträgen, Beratung von Forschungsprojekten
- Veranstaltung und Organisation der Alpinmesse und des Alpinforums. Die Alpinmesse ist Österreichs größte und einzige Bergsportmesse mit Bezug zum Thema Sicherheit im Berg- und Schneesport.
- Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen, die ähnliche Ziele verfolgen
- Meinungsaustausch in alpinen Fachfragen und Entwicklung von Standards und Empfehlungen im Sinne der Unfallprävention
- Datenerfassung und Erarbeitung statistischer Grundlagen zu alpinen Unfällen
- Unfallforschung nach dem Stand der Wissenschaft
- Sammlung, Förderung und Koordination von wissenschaftlichen Forschungsvorhaben und Forschungsergebnissen
- Mediation bei Meinungsverschiedenheiten der Interessensgruppen
- Publikationen zur Unfallprävention und Unfallkunde: analyse:berg – Jahrbuch Sommer und Winter
- Behandlung von Rechtsfragen im Berg- und Schneesport
- Betreuung und Weiterbildung von Alpinsachverständigen und Organen der Exekutive und Rechtsprechung
- Bündelung von Potentialen und Steigerung des effizienten Mitteleinsatzes in allen Aspekten der alpinen Sicherheit, z.B. alpine Fachfragen und solche zum freien und organisierten Skiraum
- Das ÖKAS kann einen Sicherheitspreis für herausragende Leistungen auf den in seinen Statuten festgehaltenen Tätigkeiten auf alpinem Gebiet verleihen.
Förderer ÖKAS
Hinter jeder Auswertung steht ein System und letztendlich ein Mensch. Eine Datenbank ist nur so gut, wie die Qualität der Datengrundlage. Pflege, Wartung der Daten sowie die Weiterentwicklung der Datenbank sind kosten- und zeitintensiv, jedoch von enormer Bedeutung für die Datenqualität.
Unterstützen auch Sie die Arbeit des ÖKAS: Als förderndes Mitglied helfen Sie uns, Entwicklungen im Bereich der alpinen Sicherheit und Unfallprävention effizient voranzutreiben. Bei Interesse, heißen wir Sie herzlich bei uns in Innsbruck willkommen und freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!
Alpinforum 2022, Eröffnung & Ehrung von Prof. Karl Gabl als ÖKAS Ehrenmitglied © Alpsolut I ÖKAS
Geschichte des ÖKAS
Nach einem dramatischen Lawinenunglück 1965 in Salzburg, bei dem 14 Jugendliche ums Leben kamen, wurde von der Arbeiterkammer Salzburg das „Österreichische Kuratorium für Sicherung vor Berggefahren“ ins Leben gerufen.
Initiator der Gründung und Zeit seines Lebens Sekretär des Kuratoriums für alpine Sicherheit war Prof. Eduard Rabofsky. Der auf ehrenamtliche Mitarbeit aufbauende Verein leistete seit seinem Bestehen vor allem durch die Verbreitung und Vertiefung des in Österreich reichlich vorhandenen Wissens über alpine Unfälle und deren Verhinderung einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherheit beim Bergsport.
Die vom Kuratorium organisierten „Kapruner Gespräche“, ein seit 1966 jährlich stattfindender Erfahrungsaustausch herausragender Persönlichkeiten des Bergsteigens, des Skilaufs und der Bergrettung widmeten sich insbesondere der Lawinenvorbeugung, Lawinenrettung und Lawinendokumentation. Durch Hunderte von Besuchern, Vorworten von Bundespräsidenten und Bundesministern etablierte sich diese Veranstaltung als Highlight der alpinen Szene und zeigt deren gesellschaftliche Verankerung.
Zwischenzeitlich engagiert sich das Kuratorium für Alpine Sicherheit über die Lawinenkunde hinaus in allen Belangen der Unfallprävention im alpinen Bergsport. 1994 holte Wolfgang Girardi als Leiter der Sportabteilung des Landes Tirol das Kuratorium von Wien nach Innsbruck. Als Fortsetzung der Kapruner Gespräche veranstaltete er alle zwei Jahre ein Alpinforum.
Nach dem Ableben von Raimund Mair im Jahre 2004, der die Leitung seit 1997 übernommen hatte, war Prof. Dr. Karl Gabl mehr als 20 Jahre Präsident (bis Juni 2020) des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS). Ihm folgte Dr. Peter Paal, der das Präsidium seither inne hat.
„Die Gründungsmitglieder waren also Juristen und ein evangelischer Pfarrer, die aus der Situation heraus eine alpine Moral entwickelten. Werte, die heute ebenso von
Bedeutung sind, wie damals.“
Harald Engländer, ÖKAS Ehrenmitglied blickt zurück auf mehr als 50 Jahre Kuratorium für Alpine Sicherheit
Alpinforum 2022, Gestalten. Kommunizieren. Werte schaffen. © Alpsolut I ÖKAS
Unfallkunde in der Geschichte
Nicht erst seit 50, auch schon vor 500 Jahren beschäftigte man sich in Österreich mit alpiner Unfallkunde. Kaiser Maximilian I. ließ im Jahr 1517 ein reich illustriertes Buch herausgeben, in dem der möglicherweise von ihm selbst verfasste Bericht über die Fahrt zur Werbung seiner Braut nach Brabant als Brautfahrt des „Ritters Theuerdank zu Fräulein Ernreich“ erzählt wird. Eine Reihe von Prüfungen muss der Ritter im Gebirge bestehen. Darunter sind ein Lawinenabgang, das Ausrutschen auf Schneefeldern, Gefahren durch brüchiges Gestein, durch Starkregen ausgelöster Steinschlag, ein Föhnsturm sowie ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner. Damit ist der Theuerdank nicht nur ein Werk mit großem buchkünstlerischem Wert sondern zugleich eine umfassende alpine Gefahrenkunde.
Schon zu Zeiten von Kaiser Maximilian I. wurde nach Erklärungen für die Gefahren gesucht. So auch für die Lawine im Halltal in Tirol, deren Auslösung einerseits auf die Sonneneinstrahlung – die „Kraft der Sunnen“ – und andererseits auf eine mechanische Auslösung – „durch des Vogels Gefiert“ – zurückgeführt wird.1
Über Jahrhunderte und Jahrtausende stellten die Gefahren der Alpen für die Reisenden und für die Bewohner der Täler eine ständige Bedrohung dar. Ziel für alle war es, Naturgefahren wie Überschwemmungen, Muren, Lawinen, spezielle Wettergefahren wie Gewitter und dergleichen zu überleben. Mit Beginn des Alpinismus Mitte des 18. Jahrhunderts wagte sich der Mensch in Regionen vor, die weder bewohnt, bewirtschaftet, bejagt noch bereist wurden. Damit begannen auch die Berichte über Unfälle bei den Besteigungen.
Ursprung
Nach zwei tragischen Lawinenunglücken mit vielen Toten im Früh- und Hochwinter 1964/65 in den Hohen Tauern initiierte Univ.-Prof. Dr. Eduard Rabofsky, Sektionsleiter in der Arbeiterkammer in Salzburg, das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit und institutionalisierte auf diese Weise das Sicherheitsbemühen am Berg. Ursprünglich hieß es „Kuratorium für die Sicherung vor Berggefahren“.
Kapruner Gespräche
Zwei Jahre nach den schlimmen Lawinenunfällen organisierte Rabofsky mit der Arbeiterkammer Salzburg unter reger Beteiligung von Fachexperten und Vertretern zahlreicher Organisationen das erste Kapruner Gespräch, dem zahlreiche weitere legendäre Gespräche mit intensiven Diskussionen folgen sollten. Schon bald traf sich das „Who is Who“ der alpinen Experten jährlich in Kaprun. Fünf Jahre nach dem ersten Kapruner Gespräch wurden bereits 130 Teilnehmer gezählt, die bei dieser Gelegenheit Fragen nach der Sicherheit auf den Pisten nachgingen. Die Teilnehmerliste der fast viertägigen Kapruner Gespräche war prominent.
Alpine Unfallstatistik
Seit 1967 wertet das Kuratorium die Alpinunfall-Erhebungsbögen der Alpingendarmerie aus. Im Jahr 2006 wurde mit dem BM.I und der damaligen Innenministerin Liese Prokop ein Vertrag unterzeichnet, der die Übermittlung der von der Alpinpolizei erhobenen, anonymisierten Bergunfälle an das Kuratorium regelt. Seit 2005/06 existiert beim Kuratorium eine digitale Unfalldatenbank in der von der Alpinpolizei erhobenen Unfälle erfasst sind. Obwohl nicht alle Alpinunfälle zu 100 % erfasst sind, können aufgrund der exzellenten Qualität aussagekräftige Analysen gemacht werden.
Jährlich fallen etwa 7.500 Unfälle mit ca. 11.000 Beteiligten an. Mit Stand Ende 2017 verfügt das Kuratorium mit etwa 92.000 digital erfassten Alpinunfällen über die wahrscheinlich weltweit größte Alpinunfalldatenbank. Daraus werden nicht nur alpine Unfallforscher aus ganz Europa mit Daten versorgt, sondern laufend auch Medien-bzw. Interessensvertreter informiert. Eine weitere große Aufgabe ist die Digitalisierung der seit den 1950er-Jahren von der Alpingendarmerie erstellten Erhebungsbögen.
Ein wichtiger Bestandteil bei der Unfallprävention ist die Information über das alpine Unfallgeschehen durch die vom Kuratorium herausgegebene Publikation analyse:berg – jahrbuch Sommer und Winter. Darin werden die aktuellen Unfallstatistiken präsentiert und auffällige Alpinunfälle der vergangenen Saison von z. B. Alpinpolizei, Bergrettung und Sachverständigen analysiert. Aus finanziellen und verwaltungstechnischen Gründen erfolgte im Jahr 2017 die Zusammenlegung von analyse:berg und Jahrbuch mit jährlich einer Winter- und einer Sommerausgabe.
Mitglieder
Das Kuratorium erarbeitete sich rasch einen ausgezeichneten Ruf. Neben den institutionellen Mitgliedern (ca. 30) sind etwa 60 hochqualifizierte AlpinexpertInnen als persönliche Mitglieder im Kuratorium vertreten, über deren Aufnahme die Mitgliederversammlung befindet.
Das ÖKAS versteht sich als Netzwerk, Vermittler und Koordinator zwischen alpinen Vereinen und alpinen ExpertInnen. Als faktenbasierte Plattform ist das Kuratorium stets bemüht alpine Fachinhalte neutral und sachlich aufzuarbeiten, darüber aufzuklären und in gemeinsamer Sache mit seinen Mitgliedern die alpine Sicherheit voranzutreiben.
Sicherheitsbewusstsein schaffen
Viele Alpinunfälle wären vermeidbar gewesen. Deswegen lautet das Ziel des Kuratoriums, durch aktive Präventionsarbeit, die Zahl der Alpinunfälle zu senken. Aufbauend auf den Unfallanalysen werden vom Kuratorium Standards und Normen erarbeitet – u. a. Rodel-Empfehlungen, Empfehlungen zu Bau, Wartung und Sanierung von Klettersteigen, Entwurf der Pistenordnung, Empfehlungen zum Pistentourengehen, Empfehlungen für Kinder-/Schülergerechte Hochseilgärten, Mitarbeit in den CEN-Arbeitsgruppen für Bergsportnormen.
Das Kuratorium informiert nationale und internationale Medien über Bergsportinhalte. Insbesondere bei anlassbezogenen Themen und konkreten Fragen wie etwa nach der Entwicklung der Skiunfälle können wir mit umfangreichen Zahlen und Fakten schlüssig argumentieren. Dabei setzt sich das Kuratorium für die Eigenverantwortung der Bergsportler ein und tritt der Kriminalisierung des Bergsports entgegen.
Zu den Themen Wandern, Erste Hilfe, Klettersteig, Sportklettern, Skitouren, Lawinen und Eisklettern wurden handliche und “rucksacktaugliche” Fibeln in großer Stückzahl aufgelegt.
Mit der Veranstaltung Alpinforum / Alpinmesse im Spätherbst, bei der 2017 rund 13.000 Besucher von ca. 200 Herstellern von Bergsport-Ausrüstung informiert wurden, wollen wir Bergsportler und Interessierte für die alpine Sicherheit sensibilisieren und ein umfassendes Sicherheitsbewusstsein schaffen. Dazu bietet das Kuratorium rund 1.000 Plätze in Workshops zur alpinen Sicherheit an. Dabei geht es um Seiltechnik genauso wie um die Übung der Verschüttetensuche rechtzeitig vor dem Winter. Gleichzeitig wurde in Nachfolge der Kapruner Gespräche mit dem Alpinforum eine Plattform zum intensiven Austausch etabliert, die neben den Mitgliedern des Kuratoriums vor allem für die breite Öffentlichkeit zugänglich ist und auf diese Weise ein Bewusstsein für Gefahrenquellen beim Bergsport schafft.