Samstag, 16. November 2024
9 Uhr bis 18 Uhr
Messe Innsbruck, Forum 2 (Eingang Ost – 2. Stock)
Das ÖKAS organisiert auch heuer wieder das Alpinforum im Rahmen der Alpinmesse Innsbruck. Das Programm 2024, unter dem Leitthema Veränderung & Anpassung, kann sich sehen lassen (Programm siehe Anhang). Es warten spannende Vorträge zu drei verschiedenen Themenblöcken auf euch. Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid und zahlreich an den Vorträgen und Diskussionen teilnehmt.
Programm & Zeitplan
09:00–09:10 Eröffnung & Begrüßung
Eröffnung des Alpinforum 2024 durch ÖKAS-Präsident Peter Paal und Begrüßung durch Landeshauptmann Anton Mattle.
09:10–09:30 „Tirol im Wandel?“ | Anton Mattle, Landeshauptmann von Tirol
Naturkatastrophen gehören zum Leben in den Alpen. Gibt es neue Herausforderungen?
Anton Mattle wuchs in Galtür auf, wo er von 1992 bis 2021 als Bürgermeister aktiv war. In seine Amtszeit fiel das Lawinenunglück vom Februar 1999, bei dem in Galtür 31 Menschen ums Leben kamen. Seit seinen Jugendtagen ist er in der Tiroler Bergrettung aktiv, 15 Jahre lang war er stellvertretender Landesleiter. Dadurch hat er einen besonderen Bezug zu alpinen Gefahren. Seit 2022 ist Anton Mattle Landeshauptmann von Tirol und damit oberster Einsatzleiter im Bundesland.
09:30–12:00 Themenblock #1: „Was hat sich in den Bergen verändert?“
09:30–10:00 „Welche ökologischen Veränderungen bringt der Klimawandel am Berg mit sich?“ | Christina Schwann, Ökologin
Wir sind mitten drinnen – das globale Klima ändert sich. Aber was sind schon 2 Grad plus? Tatsächlich viel, denn durch mehr CO2 in der Atmosphäre ist auch wesentlich mehr Energie vorhanden, welche die Abläufe und Prozesse verändert und sogenannte „Kipppunkte“ provoziert. Zusätzlich sind wir in den letzten Jahren nicht gerade zimperlich mit unserer Umwelt umgegangen, die Böden sind versiegelt, verdichtet oder überdüngt, Flüsse wurden über weite Strecken verbaut und haben keinen Platz mehr. Gleichzeitig sind wir mit dem mittlerweile 6. großen Artensterben der Erdgeschichte konfrontiert. Veränderung ist in der Ökologie nichts Ungewöhnliches, ganz im Gegenteil, sie ist essenziell, um Neues entstehen zu lassen. Die Frage ist aber, ob unsere alpinen Ökosysteme mit der beunruhigenden Geschwindigkeit der aktuellen Veränderungen mithalten können.
10:00–10:30 „Klimatische Veränderungen im Alpenraum – Auswirkungen im Gebirge?“ | Alexander Radlherr, Meteorologe
Die Verhältnisse am Berg haben sich verändert, Bergsteiger bemerken wärmere und instabilere Phasen und immer mehr extreme Ereignisse. Decken sich diese Wahrnehmungen mit den Aufzeichnungen der Wetterdienste und was genau hat sich in den letzten Jahren wie verändert? Die jahrzehntelangen alpinen Messreihen der GeoSphere Austria geben darüber Auskunft und führen zur Frage, was die Konsequenzen dieser Veränderungen im alpinen Gelände sind und ob sich z.B. unsere Skitourenaktivitäten ins Frühjahr hinein verschieben werden.
10:30–11:00 „Berge im Wandel – bekannte Routen sind weg, beliebte Anstiege werden schwieriger. Und was jetzt?“ | Gerhard Mössmer, Bergführer
In Zeiten des Klimawandels verändern sich Berge, Wege und Routen. Einige beliebte Anstiege sind nicht mehr so machbar, wie noch vor wenigen Jahren. Es wird aufgezeigt, wie sich diese Anstiege verändert haben und wie wir Bergsteiger*innen darauf reagieren können, um weiterhin risikobewusst im Hochgebirge unterwegs zu sein.
11:00–11:30 „Änderungen in der Flugrettung – von der Reaktion zur Prävention?“ | Markus Thaler & Klaus Schwarzenberger, Christopherus Flugrettungsverein
Der für alle spürbare Einfluss von Klima- und Umweltwandel sowie gesellschaftli[1]che Veränderungen haben Einfluss auf Tourismus, Bergsport und damit auch auf die alpine Notfallrettung. Davon bleibt auch die Flugrettung nicht unberührt. Eine entsprechende Reaktion, aber vor allem auch Prävention sind notwendig, um sich diesen Veränderungen mit ausreichender Resilienz anpassen zu können.
11:30–12:00 „Hat sich das alpine Unfallgeschehen und die Arbeit der Alpinpolizei verändert?“ | Viktor Horvath, Leiter Alpinpolizei Tirol
Die Alpinpolizei wird von den Leistellen bei jedem Alpinunfall informiert und ist oft unmittelbar vor Ort. Die Unfallursachenermittlung ist eine der Kernaufgaben, es wird dokumentiert, analysiert und an die Behörden berichtet. Vermisste zu suchen, Verletzten zu helfen, Beteiligte zu unterstützen, Rettungskräfte zu transportieren oder Verstorbene auszufliegen sind weitere Aufgaben. Weiters speichert die Alpinpolizei anonymisierte Unfalldaten in einer Datenbank, die vom ÖKAS ausgewertet wird. Wie genau diese Arbeit aussieht und was sich dabei am beobachteten alpinen Unfallgeschehen verändert hat, ist Inhalt dieses Vortrages.
13:30–16:30 Themenblock #2: „Bergprofis: Konsequenzen im Berufsalltag und in der Ausbildung?“
13:30–14:00 „Mein Leben rund um Berge und warum es nie langweilig ist.“ | Helene Steiner, Bergführerin
Viele Menschen tun sich mit Veränderungen schwer, Helene Steiner nicht. Sie erzählt, wie sie in der österreichischen Bergführerausbildung und als Guide in den Alpen und Nordamerika akzeptiert wurde, über ihre persönlichen Herausforderungen im Bergführerinnenalltag und wie sie ihre neue Heimat in den kanadischen Bergen gefunden hat. Dort hat sich in den letzten Jahren nicht nur das Klima verändert, sondern auch die Guide-Klassifizierungen. Ebenso wie die physische und psychische Leistungsfähigkeit ihrer Kunden
14:00–14:30 „Bergführen im Wandel: Herausforderungen und Chancen im alpinen Tourismus“ | Kurt Walde, Bergführer, Präsident Technische Kommission IFMGA
Der Vortrag beleuchtet die wichtige Rolle, welche BergführerInnen und Bergführer von den Anfängen des alpinen Tourismus bis heute gespielt haben. Es wird aufgezeigt, wie historische Entwicklungen und das reiche Erbe des Berufs zur Bewältigung gegenwärtiger Herausforderungen beitragen können. Der Klimawandel und der Massentourismus stellen neue Risiken dar, die ein umfassendes Risikomanagement und kontinuierliche Weiterbildung erfordern. Die Vernetzung innerhalb der IFMGA (International Federation of Mountain Guides Associations) bietet wertvolle Möglichkeiten, um diesen Herausforderungen kollektiv zu begegnen. Abschließend wird betont, wie die vielfältigen Kompetenzen der Bergführer und Bergführerinnen genutzt werden können, um im modernen Tourismuszeitalter eine führende Rolle zu übernehmen.
14:30–15:00 „Klimawandel und Bergsport in der Schweiz“ | Bruno Hasler, Bergführer
Höher, länger, anspruchsvoller – die Westalpen sind Sehnsuchtsort für Bergsteiger und wichtiger Arbeitsplatz für Bergführerinnen. Die aktuellen Auswirkungen des Klimawandels auf die Infrastrukturen in den Schweizer Alpen sowie die Auswirkungen auf den Bergsport werden in diesem Vortrag – auch anhand konkreter Beispiele – gezeigt. Zudem wagt Bruno Hasler einen Ausblick in die Zukunft.
15:00–15:30 „Alpinunfälle bei geführten Touren. Eine (Daten-) Analyse zwischen grober Fahrlässigkeit und schicksalhaftem Restrisiko.“ | Walter Würtl, Alpinwissenschafter, Sachverständiger & Bergführer
Wie viele und welche Unfälle passieren eigentlich bei geführten Touren? Walter Würtl präsentiert die aktuellen Zahlen des ÖKAS im Führungskontext und stellt die Frage: Waren die betroffenen Gruppen nur zur „falschen Zeit, am falschen Ort“ oder sind es „individuelle Fehlentscheidungen“, die zu den tödlichen Unfällen geführt haben? Aufgrund seiner rund 20-jähigen Gutachtertätigkeit kennt er viele Alpinunfälle aus erster Hand und wird im Rahmen des Vortrags versuchen zentrale Unfallmuster herauszuarbeiten.
15:30–16:00 „Konsequenzen für Bergsportführer in der Praxis und in der Ausbildung.“
Podiumsdiskussion mit Helene Steiner, Kurt Walde, Bruno Hasler, Walter Würtl und Walter Zörer (Präsident VÖBS).
16:30–18:00 Themenblock #3: „Pistenprofis: Neue Probleme im Alltag der Skigebiete?“
16:30–16:50 „Skigebiete im Wandel – Herausforderungen und Lösungsstrategien“. | Reinhard Klier, Unternehmer
Welche Konsequenzen haben die Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete und wie gehen die Verantwortlichen mit Schneesicherheit, Gletscherrückgang und Naturgefahren um?
16:50–17:10 „Entstehung von Gleitschneelawinen & Pistenbruch.“ | Amelie Fees & Christoph Mitterer, LawinenforscherInnen
Bei einer Gleitschneelawine gleitet die gesamte Schneedecke auf dem Boden ab. Diese Lawinenart gefährdet die Infrastruktur in alpinen Regionen und kann noch nicht zuverlässig vorherhergesagt werden. Gleitschneerisse können auf die Gefahr vor Gleitschneelawinen hinweisen, jedoch ist deren künstliche Auslösung mit Hilfe von Sprengungen oder der Zufuhr von Wasser unzuverlässig. Amelie Fees erforscht mit Feldexperimenten und neu entwickelten Modellen die Prozesse, welche zur Bildung von Wasser an der Grenzschicht zwischen Boden und Schnee beitragen. Christoph Mitterer beschäftigt sich mit dieser Problematik in seinem Alltag als Lawinenprognostiker.
17:10–17:30 „Umgang mit Gleitschneeproblemen in der Praxis.“ | Christian Raass & Michael Winkler
Gleitschneelawinen sind besonders unberechenbar. Häufig gefährden sie Straßen und andere Infrastrukturen. Für Lawinenkommissionen stellen sie daher ein lästiges Problem dar. Wohl nicht zuletzt, weil man sich mit lästigen Problemen nur ungern auseinandersetzt, wurden Gleitschneelawinen lange Zeit als nahezu unbeherrschbares Problem akzeptiert. Seit einiger Zeit entwickeln und etablieren sich jedoch vermehrt Strategien, durch die man das Risiko dieser Lawinen besser beherrschen kann. Dieser Beitrag informiert über die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen der Lawinenkommissionen im Umgang mit Gleitschnee.
17:30–18:00 Diskussion „Organisierter Skilauf in den Alpen: Was erwartet ihr von der Zukunft?“ Robert Wallner stellt den Vortragenden Fragen zur Perspektive der Skigebiete.
Verabschiedung & Ende der Veranstaltung mit Dankesworten und Vorschau auf Kommendes.
Moderation:
Robert Wallner war von 1998 bis 2000 „Alpinstaatsanwalt“ in Innsbruck. Bis zu seiner Pensionierung war er Leitender Staatsanwalt in Liechtenstein. Er ist Mitglied des Rechtsausschusses der FIS und des Disziplinarausschusses des Österreichischen Skiverbandes. Im ÖKAS ist er langjähriges Experten-Mitglied.
Peter Plattner ist Alpinsachverständiger, Fachjournalist, Bergführer und langjähriges ÖKAS-