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„Lieber Günter, ich hoffe meine Grüße aus der Silvretta erreichen dich Wohlauf. Lieben Gruß.“
– Peter

Wie viele von uns kannte ich Günter Auferbauer dem Namen nach schon lange. Vor Jahren habe ich einige Leserbriefe von ihm beantwortet, die er an die Zeitschrift bergundsteigen geschrieben hat. Ich habe ihn in die Kategorie „alt und schrullig“ gesteckt, meiner Erfahrung mit Altbergsteigern folgend.

Dass ich damit fulminant falsch lag, weiß ich seit Oktober 2023: Für analyse:berg haben wir uns zu einem Interview getroffen. Günter ist nach Innsbruck angereist – natürlich mit dem Zug – und wir haben uns mehrere Stunden lang unterhalten. Auch über das Bergsteigen. Seine Lebensgeschichte, seine reflektierte Sicht der Dinge und seine humanistische Haltung haben mich beeindruckt. Es war kein netter Smalltalk, sondern ein intensives Gespräch zu vielen Themen. Günters Offenheit und Empathie haben sich besonders gezeigt, wenn wir unterschiedlicher Meinung waren. Was öfters der Fall war, denn er war immer seiner Zeit voraus und sein Ego verbog sich nicht für wohlwollendes, aber unbedeutendes Schulterklopfen.

Dieses Interview zu verschriftlichen war eine Herausforderung. Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich mir den Mitschnitt an und obwohl der fertige Text nicht an Günters gesprochenes Wort heranreicht, war sein Feedback dazu berührend: „Ich weiß nicht zu deuten, warum Eurerseits so viel Ehre mir gewidmet wird … bin bloß ein Sandkorn …“

Seitdem war ich mit Günter in losem Kontakt. Jede der folgenden Begegnungen hat mein Bild von einem aufrichtigen und begeisterten Menschen unterstrichen, für den die Berge ein Lebensmittelpunkt waren und sind. Dafür war er dankbar, auch wenn er nicht mehr so unterwegs sein konnte wie früher. Es ging ihm aber weniger um ihn, als viel mehr um die Sache und darum, seine Freude mit anderen zu teilen. In all den Gesprächen hatte ich das Gefühl, dass Günter ohne Luise – seitdem er mit ihr im August 1963 am Mont Blanc stand – nicht vollständig ist. Ihr und den gemeinsamen Kindern gilt unser Mitgefühl.

„Beim Bergsteigen durchströmt mich Freude und Zufriedenheit.
Vielleicht auch ein wenig Glücksgefühl, wenn etwas gut gelungen ist
und wenn ich mein Empfinden geteilt weiß.“


– Günter Auferbauer, 2023, analyse:berg #26

Beim ÖKAS war Günter seit Jahrzehnten Expertenmitglied. Bei den Mitgliederversammlungen in finanziell angespannten Zeiten haben einige andere den Kopf in den Sand gesteckt oder wollten alles hinschmeißen. Nicht Günter: Der mit Abstand älteste Teilnehmer hat leidenschaftlich appelliert, dass es gemeinsam möglich sein muss, diese wichtige Institution in eine gute Zukunft zu führen. Beim Alpinforum 2023 begeisterte er die Zuhörer als Gastredner ebenso wie beim Alpinfestival Prag im November 2024.

Im März 2025 haben wir erfahren, dass Günter krank ist und er nur noch palliativ behandelt wird. Parallel dazu hat er uns seinen Text zur Eigenverantwortung für die aktuelle analyse:berg Winterausgabe 2024/25 übermittelt. Unsere lästigen redaktionellen Wünsche und Korrekturvorschläge hat er schneller und präziser als die anderen Autoren umgesetzt und uns Folgendes wissen lassen, als wir ihm Anfang März das .pdf zur Korrektur geschickt haben: „Danke, möge der Text Deine Erwartungen erfüllt haben. Bin soweit wohlauf, dass ich Dir folgend nachbessern vermag, Handschlag von Günter“

Gefolgt von: „Danke für Dein sachkundiges Engagement. Das PDF (bestens gelungen!) sah ich durch […] Dir wünsche ich ein erholsames Wochenende ✴️ Bleibe Du wohlauf🍀 Gruß von Günter mit Luise“

Ich habe Günter nie irgendwelche beiläufigen WhatsApp-Nachrichten geschrieben, außer jenes eingangs am 12. April aus der Silvretta. Keine Ahnung warum. Vielleicht, weil ich im Rahmen des „Back on Track“ Freeride Contests mit 30 leidenschaftlichen, aber entspannten Freeriderinnen unterwegs war. Auf dem Weg zum Gipfel des Winterberg tat sich ein schönes Panorama auf und ich habe mir gedacht, dass es Günter gefallen könnte, jetzt hier zu sein mit diesen jungen Bergsteigern. Seine Antwort: „Wie schööön ✴️👏🍀☀️ lieber Peter. Endlich eine schmale Spur bergan — morgen zur palliativen Station … und danach … ??? ich hoffe ☘️☘️☘️ 

Günter Auferbauer ist am 23. April 2025 im 85. Lebensjahr verstorben.

↑ Günter Auferbauer (15. Juni 1940 – 23. April 2025) beim Interview mit analyse:berg im Oktober 2023 in Innsbruck.

In Erinnerung an Günter, könnt ihr einen Auschnitt aus seinem Interview für analyse:berg hier nachhören.

Links & Publikationen:

OEKAS_analyse_berg_Winter_24_25_Alpinunfallstatistik