
Samstag, 22. November 2025
9 Uhr bis 17.30 Uhr
Messe Innsbruck, Forum 2 (Eingang Ost – 2. Stock)
Das ÖKAS organisiert auch heuer wieder das Alpinforum im Rahmen der Alpinmesse Innsbruck. Das Programm 2025, unter dem Titel „Bergsteigen, nur gesund?“ kann sich sehen lassen. Es warten spannende Vorträge zu drei verschiedenen Themenblöcken auf euch. Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid und zahlreich an den Vorträgen und Diskussionen teilnehmt.
Bergsteigen, nur gesund?
Leistungsdruck, Überforderung, Doping, immer mehr Rettungseinsätze im Sommer wie im Winter. Ist Bergsteigen nur gesund? Das diesjährige Hauptthema des Alpinforums greift aktuelle, kontroverse und heiß diskutierte Themen auf: Es geht ums Höhenbergsteigen, um Rekorde, Medikamentenmissbrauch, um Sucht, Angst und Panik, aber auch um neue Entwicklungen bezüglich Wanderwege und um die Winterthemen Lawinenverschüttung, Absturz und Kälte.
BLOCK 1: Tourismus, Sport & Ethik – Von den 8000ern bis zu den Alpen
9:30 bis 11:10 Uhr
Nach der offiziellen Eröffnung des Alpinforums durch den Präsidenten des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit, Peter Paal, und einer Begrüßungsrede von Landeshauptmann Anton Mattle startet der Innsbrucker Expeditionsanbieter Lukas Furtenbach in den ersten Block mit einem Reality Check Everest 2026. Als Geschäftsführer und Gründer von Furtenbach Adventures und mehrmaliger Everest-Besteiger organisierte er 2025 erstmals eine erfolgreiche 7-Tage-Everest-Flash-Expedion – nicht zuletzt mit Hilfe des Edelgases Xenon. Die mediale Aufmerksamkeit war ihm sicher, die Kritik ebenso.
Was es mit Xenon auf sich hat, wie es im Körper wirkt und warum es für das Höhenbergsteigen interessant ist, erläutert im Anschluss Michael Fries, Chefarzt der Anästhesie und operativen Intensivmedizin im St. Vincenz Krankenhaus Limburg an der Lahn, der diese Xenongabe durchgeführt hat.
Rasant geht es mit Philipp Brugger, dem Tiroler Spezialisten für Speedbegehungen und Trailrunning weiter. 2025 legte er gleich zwei Nordwandtrilogien in einer Woche hin, die sich in seine bisherigen Rekordbegehungen einreihen.
Gefangen zwischen Kommerz und Werten? Diese Frage stellt schließlich Urs Hefti, Präsident der Medizinischen Kommission der UIAA und Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Gebirgsmedizin, und greift das sensible Thema „Medikamentenmissbrauch“ beim Bergsteigen auf – und zwar nicht nur beim Höhenbergsteigen, sondern auch bei uns in den Alpen.
Die anschließende Diskussionsrunde „Und wo bleibt die Ethik – in den 8000ern und bei uns?“ ergänzt der Berg- und Skiführer Hanspeter Eisendle der seine langjährige Erfahrung und sein Gespür für Menschen einfließen lässt.
BLOCK 2: Bergverrückt! Wie ticken Bergsteiger?
11:30 bis 12:50 Uhr
Im zweiten Block wird es psychologisch. Hanspeter Eisendle stellt die Frage, warum wir Bergsteiger so sind, wie wir sind und beleuchtet den „Sog der Masse“ Richtung Abenteuer. Katharina Hüfner, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, geht einen Schritt weiter und versucht herauszufinden, wann die Freude an der Bewegung in Sucht übergeht – z. B. in Kombination mit Essstörungen.
Was beim Bergsteigen Angst oder gar Panik auslöst und wie man damit umgehen kann, erläutert Alexis Zajetz, Psychologe, Psychotherapeut und Sportwissenschafter. Er geht auf den Unterschied von Furcht und Panik ein und stellt hilfreiche Kommunikationsmethoden und einen psychologischen Erste-Hilfe-Koffer vor.
Zur anschließenden Diskussionsrunde „Was ist schon ‚normal‘ am Berg?“ ist zusätzlich zu den Referenten Richard Obendorfer eingeladen, der in den letzten fünf Jahren jeweils über eine Million Höhenmeter absolvierte.
BLOCK 3: Bergwandern: Unfälle, Wegeklassifizierung und digitale Helfer
14:00 bis 15:05 Uhr
Nach den ethischen und psychologischen Fragen des Vormittags, geht es am Nachmittag um Daten, Zahlen und Fakten, konkrete Projekte und spannende Erlebnisberichte.
Den Auftakt macht Susanna Mitterer gemeinsam mit der Alpinpolizei: Sie gewähren einen Einblick in die ÖKAS/BMI Alpinunfalldatenbank und analysieren die hohe Zahl an tödlichen Unfällen beim Wandern. Hier gibt es zahlreiche Ursachen für Notsituationen und Unfälle: von Selbstüberschätzung und gesundheitlichen Problemen bis hin zu Naturgefahren und unverlässlichen Geodaten sowie unterschiedlichen Schwierigkeitsbewertungen. Dem Thema Naturgefahren nimmt sich das Projekt AlpsWatch des Tiroler Bergsportführerverbandes an. Geschäftsführer Michael Rosendorfer stellt das neue Projekt vor, in dem Berg- und Wanderführer ihre Beobachtungen im Gelände eintragen und so für die Öffentlichkeit sichtbar machen. Gemeinsam mit LR Mario Gerber und weiteren Projektpartnern erfolgt im Anschluss der offizielle Launch von AlpsWatch.
Lucia Felbauer, Klaus Pietersteiner und Christoph Kovacs vom Landschaftsdienst des Landes Tirol stellen das zweite Projekt zum Thema Wandern vor: DIGIWAY verfolgt das Ziel, verlässliche Geodaten aus der Euregio zu bündeln und öffentlich zugänglich zu machen, beispielsweise auch für gängige Tourenportale, deren Daten aktuell von nutzergenerierten Inhalten oder der OpenStreetMap stammen und nicht immer verlässlich sind. Darüber hat DIGIWAY eine Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Klassifikationssystemen von Wander- und Bergwegen in den Alpenländern und sogar innerhalb Österreichs erarbeitet. Ein großes Thema, dem sich Walter Würtl, Alpinwissenschafter, Sachverständiger und Bergführer, im Anschluss annimmt, denn die Vielzahl verschiedener Begriffe, Farben und Kategorien führt zwangsläufig zu Verwirrung und Unsicherheit unter den Wanderern.
BLOCK 4: Winter – Lawine und andere Gefahren!
15:30 bis 17:15 Uhr
Der vierte und letzte Block schlägt die Brücke zur kalten Jahreszeit. Den Auftakt macht Gerhard Mössmer, Bergführer, Sachverständiger und Mitarbeiter der Abt. Bergsport im ÖAV. In seinem Beitrag räumt er anhand nüchterner Zahlen mit dem Irrglauben auf, dass die größte Gefahr auf Skitour oder Variante von Lawinen ausgeht. Absturz und Kälte stellen oft unterschätzte Unfallursachen dar, die eine genauere Betrachtung verdient haben.
Was, wenn man aber doch von einer Lawine erfasst und ganz verschüttet wird? Peter Plattner, Sachverständiger, Bergführer und Chefredakteur von analyse:berg zeigt aufgrund einer erstmals durchgeführten Auswertung der ÖKAS-Unfallzahlen, was man selbst tun kann, um eine solche Ganzverschüttung am wahrscheinlichsten zu überleben.
So wie Stephan Birkmaier, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, der auf einem Skitourenurlaub in Norwegen von einer Lawine erfasst, mitgerissen und zur Gänze verschüttet wurde. Er hat überlebt und berichtet sehr persönlich von dieser Erfahrung, seinen Gedanken, Gefühlen, Learnings und von unsagbarer Kälte.
Jürg Schweizer, der Leiter des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos, fasst abschließend mehr als 30 Jahre Lawinenforschung zusammen: Er berichtet von wichtigen Erkenntnissen, dem Wandel vom Lawinenwissen aber auch von vielen offenen Fragen. Dass er als ausgewiesener Experte das aktuellste Wissen nicht immer erfolgreich in der Praxis umsetzen konnte, zeigen seine persönlichen Lawinenerlebnisse in diesem Zeitraum.
Programm & Zeitplan
Alpinforum 2025 – Bergsteigen, nur gesund? – Mit Xenon auf den Everest, Extremtraining Hausberg, Überforderung am Höhenweg
Moderation: Peter Plattner & Robert Wallner
09:00–09:10 Eröffnung & Begrüßung
Eröffnung des Alpinforum 2025 durch ÖKAS-Präsident Peter Paal und Begrüßung durch Landeshauptmann Anton Mattle.
09:10–09:30 Tirol, das Land im Gebirge – Der Berg als Teil unserer Identität. | Anton Mattle, Landeshauptmann von Tirol
09:30–11:10 Themenblock #1: Tourismus, Sport & Ethik – Von den 8000ern bis zu den Alpen
09:30–09:50 Everest – das Ende des Abenteuers? | Lukas Furtenbach
09:50–10:05 Xenon in der Höhenmedizin – Fakten und Fiktion | Michael Fries
10:05–10:25 Nordwand Trilogie | Philipp Brugger
10:25–10:40 Gefangen zwischen Kommerz und Werten – Medikamentengebrauch beim (Höhen-)Bergsteigen | Urs Hefti
10:40–11:10 Impulsreferat & Podiumsdiskussion: Und wo bleibt die Ethik – in den 8000ern und bei uns? | P. Paal, P. Brugger, L. Furtenbach, U. Hefti, M. Fries, H. Eisendle
11:10–11:30 Pause
11:30 – 12:50 Themenblock #2: Bergverrückt! Wie ticken Bergsteiger?
11:30–11:50 Warum wir Bergsteiger so sind wie wir sind – Der Versuch einer empirischen Bestandsaufnahme | Hanspeter Eisendle, Bergführer
11:50–12:10 „Bergsucht“ – Wo hört der Spaß auf? | Katharina Hüfner
12:10–12:30 Respekt, Angst, Panik… & Maßnahmen | Aleksis Zajetz
12:30–13:00 Diskussion – Was ist schon „normal“ am Berg? | H. Eisendle, K. Hüfner, A. Zajetz, R. Obendorfer
11:10–11:30 Mittagspause
14:00 – 15:05 Themenblock #3: Bergwandern: Unfälle, Wegeklassifizierung und digitale Helfer
14:00–14:10 Wanderunfälle: Zahlen, Daten und Fakten aus der Alpinunfallstatistik | Susanna Mitterer & Alpinpolizei
14:10–14:30 Launch Projekt AlpsWatch – Naturgefahren-Beobachtungen per App | LR Mario Gerber, Michael Rosendorfer, Andreas Mayr, Martin Rutzinger, Thomas Rabl
14:30–14:45 DIGIWAY – Geodaten für Sicherheit am Berg | Lucia Felbauer, Klaus Pietersteiner & Christoph Kovacs
14:45–15:05 Wegeklassifizierung beim Bergwandern – Ein Schlüssel zu mehr Sicherheit? | Walter Würtl
15:05–15:30 Pause
15:30–17:15 Themenblock #4: Winter – Lawine und andere Gefahren!
15:30–15:50 Lawine? Absturz, Kälte und mehr! Die unterschätzten Unfallursachen auf Skitour und Variante | Gerhard Mössmer
15:50–16:10 So überlebt man eine Ganzverschüttung | Peter Plattner
16:10–16:30 Die Realität einer Ganzverschüttung – Ein persönlicher Bericht aus Norwegen | Stephan Birkmaier
16:30–17:15 Wenn der Schnee versagt – und die Lawinenforschung | Jürg Schweizer
17:30 Verabschiedung und Ende der Veranstaltung
Moderation:
Robert Wallner war von 1998 bis 2000 „Alpinstaatsanwalt“ in Innsbruck. Bis zu seiner Pensionierung war er Leitender Staatsanwalt in Liechtenstein. Er ist Mitglied des Rechtsausschusses der FIS und des Disziplinarausschusses des Österreichischen Skiverbandes. Im ÖKAS ist er langjähriges Experten-Mitglied.
Peter Plattner ist Alpinsachverständiger, Fachjournalist, Bergführer und langjähriges ÖKAS-Mitglied