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PA April 2022 © Matthias Knaus I ÖKAS
Zusammenfassung der Unfallereignisse im alpinen Raum Österreichs. Der jährliche Überblick ermöglicht es, Unfallereignisse und Unfallzahlen besser einzuordnen und daraus wichtige Erkenntnisse im Sinne der alpinen Sicherheit abzuleiten. Die Auswertung beruht auf den Einträgen der Alpinpolizei in der Alpinunfalldatenbank. Ergänzungen zum Jahresrückblick, detaillierte Auswertungen zu den jeweiligen Disziplinen sowie Fachbeiträge finden sich in analyse:berg, dem zweimal jährlich publizierten Magazin des ÖKAS. In diesem wird das alpine Unfallgeschehen mit Betrachtungszeitraum 1. November bis 31. Oktober ausführlich dargestellt.

Äquivalenz zum Zehnjahresmittel bei den Todesopfern

Wie aus der Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS)/BMI Alpinpolizei hervorgeht, sind im vergangenen Jahr zwischen 1. Januar und 31. Dezember 286 Menschen in Österreichs Bergen ums Leben gekommen. Das langjährige Mittel ergibt eine idente Opferzahl.

Im Jahr 2022 sind 45 Frauen (16 %) und 241 Männer (84 %) am Berg tödlich verunglückt. Bei den Verletzten ist das Verhältnis ausgeglichener: 57 % (Männer) zu 42 % (Frauen). Bei 1 % der Verletzten gab es keine Angabe zum Geschlecht.

Grafik 1: Alpintote in Österreich in den vergangenen zehn Jahren.

Zahl der Verletzten, Verunfallten sowie der Unfallereignisse steigt

Für das Jahr 2022 sind 8.426 Verletzte in der Alpinunfalldatenbank verzeichnet (Mittel 10 Jahre: 7.579). Insgesamt wurden 12.723 Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte; Mittel 10 Jahre: 11.438) und 8.905 Unfälle (Mittel 10 Jahre: 7.982) im Jahr 2022 registriert.

Wie auch in den vergangenen Jahren liegt der Anteil der Unverletzten bei ca. 32 % aller registrierten alpinen Notrufe (2022: 4.011 Unverletzte; Mittel 10 Jahre: 3.573). Dazu zählen jene Notrufe, bei denen sich die Personen in einer misslichen Lage befinden, mit den Gegebenheiten einer Tour oder den Verhältnissen überfordert sind oder sich selbst überschätzt haben. Bei z. B. der Winterbergsportdisziplin Piste/Skiroute sind es zumeist Unfälle, die durch eine Kollision oder Beinahe-Kollision verursacht werden und bei denen eine Person unverletzt aus dem Unfallgeschehen hervorgeht.

Bundesland Unfälle Verunfallte Unverletzte Verletzte Tote
Burgenland 0 0 0 0 0
k. A. 2 2 0 2 0
Kärnten 514 697 206 464 27
Niederösterreich 553 681 198 455 28
Oberösterreich 486 829 402 406 21
Salzburg 1347 2082 703 1340 39
Steiermark 895 1273 408 833 32
Tirol 4053 5614 1559 3937 118
Vorarlberg 1050 1537 533 983 21
Wien 5 8 2 6 0
GESAMT 8905 12723 4011 8426 286

Tabelle 1: Unfälle, Verunfallte (Summe der Toten, Verletzten und Unverletzten), Unverletzte, Verletzte, Tote in Österreichs Bergen nach Bundesländern – 01.01.2022 bis 31.12.2022

Der Bundesländervergleich zeigt, dass Tirol, wie in den Vorjahren, Spitzenreiter bei den Alpinunfällen ist (s. auch Grafik „Alpintote nach Bundesländern und Zehnjahresmittel“).

Grafik 2: Alpintote in Österreich nach Bundesländern – 01.01.2022 bis 31.12.2022 und Zehnjahresmittel 2013 bis 2022

Herkunft

Beinahe alle Todesopfer stammen aus dem europäischen Raum (s. Tabelle). Mit Ausnahme des Jahres 2021 spiegeln diese Werte das gewohnte Bild der Herkunftsländer.

Der Großteil der tödlich Verunglückten (60 % bzw. 172) stammt im Jahr 2022 aus Österreich (Mittel 10 Jahre: 61 %), gefolgt vom Nachbarland Deutschland mit 26 % bzw. 73 Toten (Mittel 10 Jahre: 24 %).

Herkunft Tote %-Anteil Tote 2022 (n = 286) Mittel 10 Jahre %-Anteil Mittel 10 Jahre (n = 286)
Österreich 172 60 % 175 61 %
Deutschland 73 26 % 70 24 %
Italien 7 2 % 3 1 %
Niederlande 5 2 % 5 2 %
Polen 4 1 % 2 1 %
Schweden 4 1 % 1 0 %
Schweiz 4 1 % 3 1 %
Tschechische Republik 4 1 % 3 1 %
Belgien 3 1 % 2 1 %
Bosnien und Herzegowina 2 1 % 1 0 %
Dänemark 2 1 % 1 0 %
Rumänien 2 1 % 3 1 %
Serbien 2 1 % 1 0 %
Frankreich 1 0 % 1 0 %
Norwegen 1 0 % 0 0 %
GESAMT 286 286  

Tabelle 2: Alpintote in Österreichs Bergen nach Herkunft – 01.01.2022 bis 31.12.2022

Disziplin und Monat

Die Bergsportdisziplin mit den meisten Unfalltoten im Jahr 2022 ist Wandern/Bergsteigen mit 102 Todesopfern (s. Tabelle unten). Es folgen die Disziplinen Piste/Skiroute mit 42 Toten (Mittel 10 Jahre: 30 Tote) sowie Suizid im alpinen Raum mit 34 Toten (Mittel 10 Jahre: 26 Tote).

27 % der 2022 tödlich verunglückten Personen (78) starben nicht bei der Ausübung einer Alpinsportart, sondern bei Forstunfällen u. Ä., mit Fahrzeugen auf Bergwegen oder durch Suizid im Gebirge. In einem Fachbeitrag der Sommer-Ausgabe 2022 von analyse:berg wird das Thema Suizid im alpinen Raum näher beleuchtet.

Disziplin Alpintote 2022 %-Anteil 2022 (n = 286)

Klassische Nicht-Bergsportdisziplinen

(Suizid, Jagd, Forstunfälle u. Ä., Straßenverkehr, Sonstiges)

78

 

27%
Sommerbergsportdisziplinen 140 49%
Winterbergsportdisziplinen 68 24%
GESAMT 2022 286 100%

Tabelle 3: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin – 01.01.2022 bis 31.12.2022 [Blau = Winterdisziplin, Orange = Sommerdisziplin]

Unfalldisziplin 2022 Mittel 10 Jahre

%-Anteil 2022

(n = 286)

%-Anteil Mittel 10 Jahre (n = 286)
Wandern/Bergsteigen 102 102 36 % 36 %
Piste/Skiroute 42 30 15 % 10 %
Suizid 34 26 12 % 9 %
Forstunfall u. Ä. 25 23 9 % 8 %
(Ski-)Tour 20 23 7 % 8 %
Klettern 15 16 5 % 6 %
Sonstiges 14 19 5 % 7 %
Mountainbiking 12 8 4 % 3 %
Flugunfall 9 8 3 % 3 %
Straßenverkehr 5 6 2 % 2 %
Langlauf 2 2 1 % 1 %
Rodeln 2 2 1 % 1 %
Variante 2 9 1 % 3 %
Wildwassersport 1 2 0 % 1 %
Kombinierte Tour/Hochtour 1 5 0 % 2 %
Eisklettern 0 1 0 % 0 %
Höhlenunfälle 0 1 0 % 0 %
Jagd 0 4 0 % 2 %
Liftunfall 0 1 0 % 0 %
Summe 286 286 100 % 100 %

 

Tabelle 4: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin — 01.01.2022 bis 31.12.2022 und Zehnjahresmittel 2013 bis 2022 [Blau = Winterdisziplin, Orange = Sommerdisziplin]

Unfalldisziplin 2022 Mittel 10 Jahre

%-Anteil

2022

%-Anteil

Mittel 10 Jahre

SOMMER 4706 3821 37 % 33 %
Wandern/Bergsteigen 2772 2278 22 % 20 %
Mountainbiking 860 674 7 % 6 %
Klettern 582 472 5 % 4 %
Flugunfall 293 223 2 % 2 %
Kombinierte Tour/Hochtour 111 103 1 % 1 %
Wildwassersport 62 52 0 % 0 %
Seilgärten 23 16 0 % 0 %
Höhlenunfälle 3 3 0 % 0 %
WINTER 7366 7055 58 % 62 %
Piste/Skiroute 5728 5518 45 % 48 %
(Ski-)Tour 710 600 6 % 5 %
Liftunfall 212 245 2 % 2 %
Variante 359 387 3 % 3 %
Rodeln 311 264 2 % 2 %
Langlauf 29 24 0 % 0 %
Eisklettern 17 18 0 % 0 %
SONSTIGE 651 562 3 % 3 %
Forstunfall u. Ä. 173 170 1 % 1 %
Straßenverkehr 23 40 0 % 0 %
Suizid 39 33 0 % 0 %
Jagd 18 22 0 % 0 %
Sonstiges 398 297 3 % 3 %
Summe Verunfallte 12723 11438 100 % 100 %

 

Tabelle 5: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin — 01.01.2022 bis 31.12.2022 und Zehnjahresmittel 2013 bis 2022.

Zumeist ist die Anzahl der Alpintoten in den Monaten Juli, August und September am höchsten (siehe Grafik 3, Mittel 10 Jahre). Im Jahr 2022 sind im Monat März am meisten Alpintote (36) pro Monat festzustellen, davon 14 auf Piste/Skiroute, 6 auf Skitour, 5 beim Wandern/Bergsteigen, 4 durch Suizid und 7 in anderen Disziplinen. Bei den Verunfallten ergibt die Auswertung ein anderes Ergebnis (siehe Grafik 4): Die meisten Personen verunfallten in den Monaten Jänner, Februar und März. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass in diesen Monaten die Skipisten & Skirouten die höchste Frequenz aufweisen und diese Disziplin auch in der Alpinunfalldatenbank den größten Anteil (45 %) der Verunfallten stellt (siehe Tabelle 5).

Grafik 3: Alpintote in Österreich nach Monaten – 01.01.2022 bis 31.12.2022 und Zehnjahresmittel 2013 bis 2022.

Grafik 4: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreichs Bergen nach Monaten – 01.01.2022 bis 31.12.2022 und Mittel 10 Jahre 2013 bis 2022.

Alter

Der Großteil (64 %) der Alpintoten war zwischen 51 und 80 Jahre alt (siehe Grafik 5). Im Gegensatz dazu gibt es bei den Verunfallten eine gleichmäßigere Verteilung über alle Altersgruppen (siehe Grafik 6).

Grafik 5: Alpintote nach Alter für 2022 und im zehnjährigen Mittel (2013–2022).

Grafik 6: Alpin Verunfallte nach Alter 2022 und im zehnjährigen Mittel (2013–2022).

Unfallursachen

In der Datenbank des ÖKAS/BMI ist der prozentuelle Anteil der Unfallursache Kollision, meist auf Pisten und Skirouten, mit 40 % am größten. Es folgt Sturz/Stolpern/Ausgleiten mit 17 %. Hierbei ist anzumerken, dass die Alpinpolizei lediglich Unfälle auf Pisten und Skirouten aufnimmt, bei denen Verdacht auf Fremdverschulden besteht.

Bei den Alpintoten ist wie schon in den vergangenen Jahren die Hauptunfall-/Notfallursache die Herz-Kreislauf-Störung (2022: 24 %, Mittel: 23 %). 70 Menschen kamen 2022 aufgrund von internen Notfällen in Österreichs Bergen ums Leben, das sind 11 Personen mehr als im zehnjährigen Mittel. 16 % der Opfer (49 Tote) verunglückten aufgrund von Sturz/Stolpern/Ausgleiten tödlich und jeweils 34 (11 %) sind den Unfallursachen Absturz bzw. Suizid zuzuschreiben.

Die 70 Alpintoten durch Herz-Kreislauf-Versagen im Jahr 2022 setzten sich nach Disziplinen wie folgt zusammen: Mehr als die Hälfte der tödlichen Herz-Kreislauf-Störungen ereigneten sich beim Wandern/Bergsteigen, 12 beim Skifahren auf Pisten/Skirouten (siehe Tabelle 6). analyse:berg behandelt das Thema Herz-Kreislauf-Störung in Form eines Fachbeitrags. Regelmäßige Untersuchungen zur Überprüfung der eigenen Gesundheit werden empfohlen.

Unfalldisziplin Herz-Kreislauf-Störung
Wandern/Bergsteigen 38
Piste/Skiroute 12
Skitour 6
Forstunfall u.Ä. 5
Mountainbiken 5
Langlauf 2
Kombinierte Tour/Hochtour 1
Rodeln 1
Summe 70

Tabelle 6: Tote durch Herz-Kreislauf-Versagen in Österreich nach Disziplin – 01.01. bis 31.12.2022

Im Jahr 2022 liegt der Großteil (84 %) der Opfer durch Herz-Kreislauf-Versagen in den Altersgruppen von 51 bis 80 Jahren. Eine detaillierte Darstellung enthält Tabelle 7.

Alter 2022 Mittel 2013–2022
31–40 Jahre 2 1
41–50 Jahre 3 4
51–60 Jahre 18 17
61–70 Jahre 26 19
71–80 Jahre 15 15
81–90 Jahre 6 3
>91 Jahre 0 0
Summe 70 59

Tabelle 7: Altersverteilung der Alpintoten 2022 durch Herz-Kreislauf-Versagen.

Hinweis: Das Zehnjahresmittel ist aufgrund der sehr geringen Unfallzahlen im Pandemie-Winter 2020/21 (teilweise geschlossene Skigebiete sowie praktisch keine Touristen) nicht repräsentativ.

Kontakte für Interviews:

Peter Paal – Präsident ÖKAS
peter.paal@alpinesicherheit.at

Matthias Knaus – Geschäftsführung ÖKAS
matthias.knaus@alpinesicherheit.at, +43 512 365451

 

Kontakt Statistik:
Susanna Mitterer – Statistik ÖKAS
susanna.mitterer@alpinesicherheit.at, +43 512 365451-13

Bildanhang & Pressetext:

Erläuterungen zur Datengrundlage

Die Auswertungen basieren auf den erhobenen Daten der Alpinpolizei, welche sämtliche gemeldete Unfallereignisse im alpinen Gelände, unabhängig vom Verletzungsgrad, erhebt. Im organisierten Skiraum, also im Bereich der Skipisten und Skirouten, werden die Unfälle nur dann erhoben, wenn Verdacht auf Fremdverschulden besteht oder der Unfall für einen der Beteiligten tödlich endet. Die vorliegenden Auswertungen spiegeln die Unfallzahlen zum Abfragezeitpunkt wider und geben keine Garantie auf Vollständigkeit. Einträge in der Alpinunfalldatenbank können auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Die Unfallfolge „verletzt“ umfasst: leicht verletzt, schwer verletzt, unbekannt, Verletzung unbestimmten Grades, lebensbedrohlich verletzt, Sonstiges.

Quelle: Alpine Unfalldatenbank – Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit/BMI Alpinpolizei
Betrachtungszeitraum: 01.01.2022 bis 31.12.2022
Mittel 10 Jahre (gerundet): 2013 bis 2022 (01.01. bis 31.12.)
Abfragedatum Datenbank: 26.01.2023