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FRITSCHI-Sunrise

Die Skitourenbindung ist ein wichtiger Baustein, um ein perfektes Wintererlebnis inmitten einer grandiosen Naturkulisse zu genießen. Fritschi verfolgt mit der Produktion von Tourenbindungen einen ganzheitlichen Ansatz , um diesen befreienden Moment aktiv zu ermöglichen und gleichzeitig Verletzungsrisiken auf ein Minimum zu reduzieren. Das ÖKAS wird mit Tourenbindungen durch die Alpinunfallstatistik verbunden, denn bei Verletzungen infolge von Stürzen gilt es, genauer hinzuschauen.

Fangen wir mit Statistik an: Die häufigste Verletzungslokalisation bei Skitouren liegt im 10-Jahresmittel mit 29% im Kniegelenk. Über 50% aller Verletzungen passieren unterhalb der Hüfte. Im Falle eines Sturzes oder in einer Situation mit hoher Belastung für Beine und Kniegelenk ist der zuverlässige Sicherheitsmechanismus einer Tourenbindung essenziell. Fritschi setzt dabei auf modernste Technologie und ausgeklügeltes Auslöseverhalten, was maßgeblich dazu beiträgt, das Verletzungsrisiko zu reduzieren.

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Fotos: Verletzte Skitourengeher:innen nach Verletzungslokalisation im 10-Jahresmittel und im Betrachtungszeitraum 01.11.2021 bis 31.10.2022, Quelle: analyse:berg Ausgabe Winter 2022/23.

Die aktuelle Kollektion von Fritschi. Bilder: Fritschi AG Swiss Bindings

Innovation und ihre Grenzen

Jede Skibindung ist die Verbindung zwischen Schuh und Ski und damit zwischen Mensch und Schnee. Die Bindung soll nur dann aufgehen, wenn es notwendig ist (z.B. bei einem Sturz) und das möglichst reproduzierbar beim entsprechend eingestellten Z-Wert.

Das ist schwieriger als es sich anhört. Denn erstens möchte man mit Skitourenbindungen ja zusätzlich auch aufsteigen können (man benötigt dazu einen Mechanismus, der die Ferse „freigibt), zweitens werden bei Skitouren üblicherweise keine normalen Skischuhe mit einer standardisierten glatten „Alpinsohle“ verwendet, sondern Skitourenstiefel mit einer Profilsohle. Immer wieder bewegt man sich mit Skitourenstiefeln auch in aperem, felsigem Gelände oder in hartem Schnee, was eine entsprechend griffige Sohle voraussetzt. Und hier gibt es keine Standards: manche Sohlen sind mehr gebogen, manche Profile tiefer, und die Sohlen nützen sich bei Verwendung ab und werden dünner. Man kann also getrost sagen, dass die Herstellung einer Skitourenbindung die „Meisterklasse“ im Bindungsbereich ist.

Fritschi entwickelt und produziert Skitourenbindungen im Berner Oberland. Die vom TÜV SÜD zertifizierte Fertigungsstätte ermöglicht nicht nur eine gleichmäßige Qualität in der Herstellung, sondern auch das Gütesiegel „Swiss Made“ – von der Konzeption bis zum nachhaltigen Produkt. Das Schöne an einer Skitour ist das Ganzheitliche, setzt es sich doch aus dem Aufstieg und der Abfahrt zusammen.  Das Gesamterlebnis macht also den Unterschied und hier heben sich einzelne Modelle heraus. Komplexe Zusammenhänge ergeben die erforderlichen Produkteigenschaften im Aufstieg und bei der Abfahrt. Doch selbst die beste Tourenbindung nützt nichts, ist sie falsch eingestellt oder wird sie falsch bedient. Für Wartung und Check empfiehlt Fritschi vier Punkte:

1

Montage & Einstellung

Die Tourenbindung im Fachhandel montieren und präzise auf Gewicht und Können einstellen lassen. (Anmerkung ÖKAS: Für jene die Einstellungen mit Erfahrung selbst vornehmen, empfiehlt sich die App Rentmaxx Z-Value.)
2

Pflege & Wartung

Die Bindung beim Transport vor Schmutz, Salz und anderen schädlichen Einflüssen schützen.
Allfällige Fremdkörper entfernen. Starke Verschmutzungen mit einem feuchten Lappen abreiben. Bei Abwaschen der Bindung mit Wasser besteht die Gefahr, dass Fett heraus gespült wird.
Bewegliche Teile und Gleitflächen ab und zu mit handelsüblichem Fett schmieren.
Aufbewahrung in trockenen und warmen Räumen. Zur Entspannung der Federn Vorder- und Hinterbacken in den Skimodus geben.
3

Funktionsprüfung

Kontrollieren, ob der Ein- und Ausstieg, die Umstellung von der Aufstiegs- in die Abfahrtsposition und umgekehrt korrekt funktionieren, die Steighilfe in jeder Stufe richtig einrastet und sich der Stopper vollständig öffnet, bzw. in der Aufstiegsposition arretiert bleibt. Überprüfung der Schrauben - allenfalls lockere Montageschrauben wieder festziehen.
4

Jährlicher Bindungscheck

Die Bindung vor jeder neuen Saison von einem Fachhändler prüfen und gegebenenfalls neu einstellen lassen.

Das familiengeführte Unternehmen Fritschi (ca. 35 Mitarbeiter:innen) konzeptioniert und fertigt seit bereits über 50 Jahren in der Schweiz, aktuell unweit des UNESCO-Welterbes Swiss Alps Jungfrau-Aletsch. Bilder: Fritschi AG Swiss Bindings

Rahmenbindung vs. Tech-Bindung

Vorab: Nicht jeder erhältliche Tourenskistiefel passt in jede erhältliche Skitourenbindung bzw. löst dann auch sauber aus. Prinzipiell gibt es zwei unterschiedliche Arten von Skitourenbindungen:

  • Rahmenbindungen
    Vorder- und Hinterbacken sind durch einen Steg (Rahmen) miteinander verbunden.
  • Tech-Bindungen
    Hier wird ein an Spitze und -ferse mit Tech-Inserts (Aussparungen) ausgestatteter Schuh mit den Pins bzw. Zapfen der Tech-Bindungen am Ski fixiert.

Rahmenbindungen sind im Vergleich schwerer und somit eher die Wahl für wenig aufstiegsorientierte Freizeitsportler:innen. Bei ihnen liegt der Drehpunkt beim Gehen weit vorne, was eine unnatürliche Abrollbewegung zur Folge hat und einen höheren Energie- und Kraftaufwand im Aufstieg verlangt. Pluspunkte von Rahmenbindungen sind höhenverstellbare Gleitplatten und somit auch die Verwendbarkeit in Kombination mit Alpinsohlen. Die Kraftübertragung bei der Abfahrt funktioniert sehr gut.

Tech-Bindungen sind mittlerweile unter Skitourengeher:innen am weitesten verbreitet. Sie sind leicht und durch einen 1-2 cm nach hinten versetzten Drehpunkt effizienter im Aufstieg. Die Schrittlänge ist im flachen Gelände groß und im steilen Gelände erfordern Spitzkehren weniger Kraftaufwand. Die Ferste ist beim Gehen frei, was bei jedem Schritt eine Krafteinsparung ergibt. Etwas auseinandersetzen sollte man sich mit dem Einstiegsmechanismus: liegt der Ski in weichem Schnee oder nicht plan, ist der Einstieg nicht immer leicht und Übung zahlt sich hier aus. In puncto Kraftübertragung gibt es nur wenige Tech-Bindungen, die den Kraftschluss zwischen Bindung und Schuh durch „steifen“ Hinterbacken optimieren. Fritschi setzt dies in den Modellen Vipec 12 und Tectron 13 um.

Grundsätzliche Unterscheidung zwischen Rahmen- und Tech-Bindungen. Bilder: Peter Plattner

Immer verriegeln?

Was vielen Benutzer:innen von Tech-Bindungen nicht bewusst ist, ist die fehlende Sicherheitslösungen im Aufstiegsmodus, denn in diesem wird der Vorderbacken verriegelt. Er bleibt es auch im Falle eines Sturzes oder wenn man in eine Lawine gerät. Die erhöhte Verletzungsgefahr und die Ankerfunktion des Skis im Falle eines Lawinenereignisses sind ein Faktum und sollten nicht schöngeredet werden. Einzig Fritschi bietet im verriegelten Aufstiegsmodus eine Art Notauslösung für diese beiden Szenarien.

Apropos Auslöseverhalten: Eine Zertifizierung als Sicherheitsskibindung (nach DIN ISO 13992) besitzen drei Hersteller von Tourenbindungen (Dynafit/Radical- und Beast-Serie, Fritschi/Vipec und Tectron, Marker/KingPin). Dynafit zertifizierte auch gleich die Dynafit-Tech-Inserts der Tourenschuhe mit – was Sinn macht aber auch zeigt, dass eben nicht alle Schuhe gleich zu verwenden sind (bzw. deren Inserts dieselbe Zertifizierung haben). Relativiert werden muss die ganze Diskussion um diese Zertifizierungen allerdings aufgrund der Tatsache, dass es keine eigenen Normen für Tourenbindungen gibt, und sich diese an jenen für Alpinbindungen orientieren. Inwieweit diese Normen auch für den Tourenskibereich ohne Adaptierung sinnvoll übernommen werden können, sei dahingestellt. Definierte Seitauslösung am Vorderbacken (wie bei Alpinbindungen) gibt es nur bei Frischi’s Modellen Vipec 12 und Tectron 13, sowie bei der Trab TR2. Alle anderen Tech-Bindungen steuern die Seitauslösung über den Hinterbacken. Deswegen bringt es auslösetechnisch nichts, den Vorderbacken bei der Abfahrt zu verriegeln – der Hinterbacken öffnet sich trotzdem und die Verletzungsgefahr steigt enorm!

Achtung Bergführer:innen! Fällt das Kommando „verriegeln“ im Zuge der Abfahrt, muss es einen guten Grund dafür geben. Dieser ist ausschließlich dann gegeben, wenn die Schneeoberfläche hart oder gefroren ist und die Absturzgefahr durch Skiverlust während der Fahrt höher zu bewerten ist als die Gefahr von einer Lawine erfasst zu werden. Hat die Bindung kein Sicherheitsmerkmal im Vorderbacken, ist es beim Aufstieg in weichem Schnee bzw. in erhöht lawinengefährdeten Bereichen sinnvoll, die Arretierung aufzuheben.

Und was ist mit Fangriemen?

Fangriemen sind mittlerweile größtenteils tabu und explizit nur bei gefrorenem Harschdeckel oder in flachem, vergletschertem und spaltensturzgefährdetem Gelände zu empfehlen (beispielsweise bei Expeditionen). Man kann sie ähnlich sehen wie die Stockschlaufe – bei den meisten subjektiv empfunden wichtiger als wirklich erforderlich. Ein Sturz mit Fangriemen verhindert das vollständige Lösen der Ski vom Körper und birgt eine erthöhte Verletzungsgefahr.

Verwendung von Tourenbindungen auf der Piste

Im Bereich gesicherter Skiräume ist die Verwendung von Stoppern vorgeschrieben. Nur der Rennlauf ist von dieser Regelung ausgeschlossen. Ein Skiverlust mit Bindung ohne Stopper kann unter gewissen Voraussetzungen ein erhebliches Verletzungsrisiko für andere Personen bedeuten.