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PA Pistenunfälle © Bergrettung Österreich

Lesezeit: 05:38 Minuten

Quelle: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit/BMI Alpinpolizei
Betrachtungszeitraum: 01.01.2023 bis 31.12.2023
Abfragezeitpunkt Datenbank: 08.01.2024

Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) hat die von der Alpinpolizei erhobenen Alpinunfälle in Österreich für den Zeitraum 01.01.2023 bis 31.12.2023 ausgewertet. Der Jahresrückblick ermöglicht es, Unfallereignisse und Unfallzahlen besser einzuordnen und daraus wichtige Erkenntnisse im Sinne der alpinen Sicherheit und Prävention abzuleiten. Basis für die Auswertungen bilden die Einträge der Alpinpolizei in der Alpinunfalldatenbank. Ergänzungen zum Jahresrückblick, detaillierte Auswertungen zu den jeweiligen Disziplinen sowie Fachbeiträge finden sich in analyse:berg, dem zweimal jährlich publizierten Fachmagazin des ÖKAS.
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Zahl der Alpintoten 2023 liegt unter dem 10-Jahres-Mittel

Wie aus der Alpinunfallstatistik hervorgeht, sind im vergangenen Jahr 266 Menschen in Österreichs Bergen ums Leben gekommen. Diese Zahl liegt unter jener des 10-Jahres-Mittels (282) sowie des Vorjahres 2022 (290). 2023 sind 228 Männer (86 %) und 36 Frauen (14 %) am Berg tödlich verunglückt. Bei zwei Personen, die in diesem Zeitraum auf Gletschern aufgefunden wurden, gibt es keine Angaben über das Geschlecht.

Grafik 1: Alpintote in Österreich nach Jahren und 10-Jahres-Mittel

Zahl der Verletzten, Verunfallten sowie der Unfallereignisse steigt weiter an

2023 sind 9.089 Personen als Verletzte in der Alpinunfalldatenbank erfasst (10-Jahres-Mittel: 7.753). Insgesamt wurden im Jahr 2023 13.681 Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte; 10-Jahres-Mittel: 11.691) und 9.583 Unfälle (10-Jahres-Mittel: 8.171) registriert. Die Zahl der Verletzten steigt somit weiterhin an.

Bei den Verletzten ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichener als bei den Alpintoten: 56 Prozent der Betroffenen waren männlich, 43 Prozent weiblich. Bei einem Prozent der Verletzten gibt es in der Alpinunfalldatenbank keine Angabe zum Geschlecht.

Der Anteil der Unverletzten liegt bei 32 Prozent. 2023 waren es 4.326 Personen, das 10-Jahres-Mittel ergibt 3.656 Personen. Unverletzte Personen, die einen Notruf absetzen, befinden sich in misslichen Lagen, sind von den Gegebenheiten einer Tour oder den Verhältnissen überfordert oder haben sich selbst überschätzt. In der Disziplin Piste/Skiroute ergeben sich Unverletzte zumeist durch Unfälle, die durch eine Kollision oder Beinahe-Kollision verursacht werden und bei denen nicht alle Beteiligten verletzt sind.

Der Bundesländervergleich zeigt, dass sich in Tirol – wie auch in den Vorjahren – die meisten Alpinunfälle ereignen.

Bundesland Unfälle Verunfallte Unverletzte Verletzte Tote
2023 Ø 10 Jahr 2023 Ø 10 Jahre 2023 Ø 10 Jahr 2023 Ø 10 Jahr 2023 Ø 10 Jahre
Burgenland 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
k. A. 31 4 41 5 9 1 32 4 0 0
Kärnten 454 477 625 659 186 201 407 426 32 32
Niederösterreich 608 470 713 578 166 162 523 399 24 17
Oberösterreich 656 576 1.053 831 488 287 538 515 27 30
Salzburg 1.353 1.353 2.079 2.066 675 666 1.360 1.356 44 44
Steiermark 859 732 1.141 1.023 298 307 809 680 34 36
Tirol 4.484 3.652 6.439 5.252 1.980 1.632 4.371 3.518 88 102
Vorarlberg 1.135 904 1.584 1.275 520 399 1.047 854 17 22
Wien 3 2 6 3 4 1 2 2 0 0
ÖSTERREICH 9.583 8.171 13.681 11.691 4.326 3.656 9.089 7.753 266 282

Tabelle 1: Unfälle, Verunfallte (Summe der Toten, Verletzten und Unverletzten), Unverletzte, Verletzte, Tote in Österreichs Bergen nach Bundesländern – 01.01.2023 bis 31.12.2023 und 10-Jahres-Mittel

Grafik 2: Alpintote in Österreich nach Bundesländern – 01.01.2023 bis 31.12.2023 und Zehnjahresmittel 2014 bis 2023

Herkunft

Beinahe alle Todesopfer stammen aus dem europäischen Raum. Mit Ausnahme des Jahres 2021 spiegeln die untenstehenden Werte das gewohnte Bild der Herkunftsländer wider. Die meisten Alpintoten (64 % bzw. 171) im Jahr 2023 waren Österreicher:innen (10-Jahres-Mittel: 61 %), Deutschland als Herkunftsland folgt mit 18 Prozent bzw. 48 Toten (10-Jahres-Mittel: 24 %).

Der Großteil der tödlich Verunglückten (60 % bzw. 172) stammt im Jahr 2022 aus Österreich (Mittel 10 Jahre: 61 %), gefolgt vom Nachbarland Deutschland mit 26 % bzw. 73 Toten (Mittel 10 Jahre: 24 %).

 

Nationalität

Alpintote 2023

Anteil in Prozent

(2023, n=266)

Alpintote

10-Jahres-Mittel

Anteil in Prozent

(10-Jahres-Mittel, n=282)

Österreich 171 64 % 172,8 61 %
Deutschland 48 18 % 67,5 24 %
Niederlande 11 4 % 5,5 2 %
Tschechische Republik 10 4 % 5,6 2 %
Bosnien und Herzegowina 5 2 % 1,3 0 %
Rumänien 5 2 % 2,9 1 %
Vereinigtes Königreich 3 1 % 2,1 1 %
k. A./unbekannt 2 1 % 1,9 1 %
Belgien 1 0 % 1,8 1 %
China 1 0 % 0,3 0 %
Frankreich 1 0 % 1 0 %
Israel 1 0 % 0,3 0 %
Italien 1 0 % 2,9 1 %
Neuseeland 1 0 % 0,1 0 %
Norwegen 1 0 % 0,2 0 %
Polen 1 0 % 2 1 %
Schweden 1 0 % 0,8 0 %
Slowenien 1 0 % 1,4 0 %
Vereinigte Staaten von Amerika 1 0 % 0,6 0 %
Gesamt 266 100 % 282 100 %

Tabelle 2: Alpintote in Österreichs Bergen nach Herkunft – 01.01.2023 bis 31.12.2023

Disziplin und Zeitraum

Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich im Jahr 2023 beim Wandern/Bergsteigen (99). Forstunfälle nahmen weiter zu, und mit 34 Todesopfern (10-Jahres-Mittel: 24) ist diese Disziplin erstmals an zweiter Stelle zu nennen. Die weitere Reihenfolge: Suizid (27; 10-Jahres-Mittel: 26), Piste/Skiroute (24; 10-Jahres-Mittel: 29), und (Ski-)Tour (16; 10-Jahres-Mittel: 20).

27 Prozent (73) der tödlich verunglückten Personen starben nicht bei der Ausübung einer Alpinsportart, sondern bei Forstunfällen u. Ä., mit Fahrzeugen auf Bergwegen oder durch Suizid im Gebirge.

Disziplin Alpintote 2022 %-Anteil 2023 (n = 266)

Klassische Nicht-Bergsportdisziplinen

(Suizid, Jagd, Forstunfälle u. Ä., Straßenverkehr, Sonstiges)

73

 

27%
Sommerbergsportdisziplinen 139 52%
Winterbergsportdisziplinen 54 20%
GESAMT 2022 266 100%

Tabelle 3: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin – 01.01.2023 bis 31.12.2023 [Blau = Winterdisziplin, Orange = Sommerdisziplin]

Disziplinen/Tote Alpintote 2023

Alpintote

10-Jahres-Mittel

Anteil in Prozent

(2023, n=266)

Anteil in Prozent

(10 Jahres-Mittel, n=282)

Wandern/Bergsteigen 99 103,5 37 % 37 %
Forstunfall u. Ä. 34 24 13 % 9 %
Suizid 27 26 10 % 9 %
Piste/Skiroute 24 28,8 9 % 10 %
(Ski-)Tour 16 20,4 6 % 7 %
Flugunfall 13 8,5 5 % 3 %
Mountainbiking 11 8,7 4 % 3 %
Variante 10 8,6 4 % 3 %
Klettern 9 14,7 3 % 5 %
Straßenverkehr 6 5,8 2 % 2 %
Sonstiges 5 16,6 2 % 6 %
Kombinierte Tour/Hochtour 5 4,7 2 % 2 %
Langlauf 2 1,6 1 % 1 %
Wildwassersport 2 2 1 % 1 %
Eisklettern 1 1,2 0 % 0 %
Jagd 1 3,8 0 % 1 %
Liftunfall 1 0,9 0 % 0 %
Höhlenunfälle 0 0,6 0 % 0 %
Rodeln 0 1,8 0 % 1 %
GESAMT 2023 266 282,2 100 % 100 %

Tabelle 4: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin — 01.01.2022 bis 31.12.2022 und 10-Jahres-Mittel 2014 bis 2023

Hinweis: Das Zehnjahresmittel ist aufgrund der sehr geringen Unfallzahlen im Pandemie-Winter 2020/21 (teilweise geschlossene Skigebiete sowie praktisch keine Touristen) nicht repräsentativ.

In den Monaten Februar, Juli, August und September wurden die meisten Todesopfern verzeichnet. 2023 ereigneten sich im Juli 44, im September 35 und im Februar 34 tödliche Alpinunfälle.

Bei den Verunfallten ergibt die Auswertung ein anderes Ergebnis: Die meisten Personen verunfallten im Betrachtungszeitraum des vergangenen Jahres in den Monaten Jänner, Februar und März. Es besteht hier ein direkter Zusammenhang mit der Benützung von Skipisten und Skirouten, die in diesen Monaten die höchste Frequenz aufweisen. Im Blogartikel Skifahren als Risikosport ist dazu mehr zu entnehmen.

Grafik 4: Alpintote in Österreich nach Monaten und 10-Jahres-Mittel

Alter

Der Großteil (60 %) der Alpintoten war zwischen 51 und 80 Jahre alt (siehe Grafik 6). Im Gegensatz dazu gibt es bei den Verunfallten eine weitaus gleichmäßigere Verteilung über alle Altersgruppen hinweg.

Grafik 5: Alpintote nach Alter für 2023 und im 10-Jahres-Mittel (2014–2023).

Grafik 6: Alpin Verunfallte nach Alter 2023 und 10-Jahres-Mittel (2014–2023).

Unfallursachen

Die Auswertungen des ÖKAS/BMI ergeben, dass bei den Verunfallten der prozentuelle Anteil der Unfallursache Kollision – meist auf Pisten und Skirouten – mit 40 Prozent am größten ist. Die nächsthäufigste Unfallursache ist Sturz/Stolpern/Ausgleiten mit 16 Prozent. Wissenswert dazu: Die Alpinpolizei erfasst im Bereich von Pisten und Skirouten lediglich Unfälle, bei denen Verdacht auf Fremdverschulden besteht.

Bei den Alpintoten ist wie bereits in den vergangenen Jahren die Herz-Kreislauf-Störung (29 %) die meistgenannte Unfall- bzw. Notfallursache (10-Jahres-Mittel: 24 %). 78 Menschen kamen 2023 aufgrund von internen Notfällen in Österreichs Bergen ums Leben, das sind 10 Personen mehr als im langjährigen Mittel (69). 13 Prozent (36 Tote; 33 im 10-Jahres-Mittel) der Alpintoten verunfallten aufgrund eines Absturzes, 11 Prozent (30 Tote; 10-Jahres-Mittel: 47) verunglückten aufgrund von Sturz/Stolpern/Ausgleiten tödlich und 35 (13 %) sind anderen Unfallursachen zuzuschreiben.

Der Großteil (92 %) der Opfer durch Herz-Kreislauf-Versagen ist im Jahr 2023 der Altersgruppe von 51 bis 80 Jahren zuzurechnen. Eine detaillierte Darstellung der Toten durch Herz-Kreislauf-Vorfälle enthält Tabelle 7.

Disziplin Herz-Kreislauf-Störung
Wandern/Bergsteigen 48
Piste/Skiroute 13
Forstunfall u. Ä. 5
(Ski-)Tour 4
Mountainbiken 6
Langlauf 1
Kombinierte Tour/Hochtour 1
Summe 78

Tabelle 6: Tote durch Herz-Kreislauf-Versagen in Österreich nach Disziplin – 01.01. bis 31.12.2022

Der Großteil (92 %) der Opfer durch Herz-Kreislauf-Versagen ist im Jahr 2023 der Altersgruppe von 51 bis 80 Jahren zuzurechnen. Eine detaillierte Darstellung der Toten durch Herz-Kreislauf-Vorfälle enthält Tabelle 7.

Alter 2023
31–40 Jahre 1
41–50 Jahre 2
51–60 Jahre 30
61–70 Jahre 22
71–80 Jahre 20
81–90 Jahre 3
>91 Jahre 0
Summe 78

Tabelle 7: Altersverteilung der Alpintoten 2022 durch Herz-Kreislauf-Versagen.

Erläuterungen zur Datengrundlage

Die Auswertungen basieren auf den erhobenen Daten der Alpinpolizei, welche sämtliche gemeldete Unfallereignisse im alpinen Gelände, unabhängig vom Verletzungsgrad, erhebt. Im organisierten Skiraum, also im Bereich der Skipisten und Skirouten, werden die Unfälle nur dann erhoben, wenn Verdacht auf Fremdverschulden besteht oder der Unfall für einen der Beteiligten tödlich endet. Die vorliegenden Auswertungen spiegeln die Unfallzahlen zum Abfragezeitpunkt wider und geben keine Garantie auf Vollständigkeit. Einträge in der Alpinunfalldatenbank können auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.

Die Unfallfolge „verletzt“ umfasst: leicht verletzt, schwer verletzt, unbekannt, Verletzung unbestimmten Grades, lebensbedrohlich verletzt, Sonstiges.

Quelle: Alpine Unfalldatenbank – Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit/BMI Alpinpolizei
Betrachtungszeitraum: 01.01.2022 bis 31.12.2022
Mittel 10 Jahre (gerundet): 2013 bis 2022 (01.01. bis 31.12.)
Abfragedatum Datenbank: 26.01.2023

 

Kontakte für Interviews:

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS)
Matthias Knaus – Geschäftsführung ÖKAS
matthias.knaus@alpinesicherheit.at, +43 512 365451

Kontakt Statistik ÖKAS:
Susanna Mitterer – Statistik ÖKAS
susanna.mitterer@alpinesicherheit.at, +43 512 365451-13

BMI Alpinpolizei
Hans Ebner – Leiter der Alpinpolizei/BMI
Hans.Ebner@bmi.gv.at

Österreichischer Skiverband (ÖSV)
Tomas Woldrich – Leiter der Abteilung Breitensport beim ÖSV, Vizepräsident ÖKAS
woldrich@oesv.at

Österreichischer Bergrettungsdienst (ÖBRD)
Martin Gurdet – Geschäftsführer ÖBRD
office@bergrettung.at, Tel. +43 1 251 1919 140

Österreichischer Bergrettungsdienst (ÖBRD)
Martin Gurdet – Geschäftsführer ÖBRD
office@bergrettung.at, Tel. +43 1 251 1919 140

Forstliche Ausbildungsstätte Ossiach (BFW)
Anna-Sophie Pirtscher – Leiterin der FAST Ossiach
anna-sophie.pirtscher@bfw.gv.at, Tel. +43 42 43 22 45 10

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