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OeKAS_Winterbilder_ARGONAUT.PRO

Lesezeit: 05:15 Minuten

Quelle: Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit ÖKAS/BMI Alpinpolizei
Betrachtungszeitraum: 01.11.2023 bis 01.04.2024
Abfragezeitraum Datenbank: 08.04.2024 – 10.04.2024

Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) informiert über die vorläufige Alpinunfallstatistik des Winters 2023/24. Das ÖKAS hat die von der Alpinpolizei erhobenen Alpinunfälle in Österreich für den Zeitraum 01.11.2023 bis 01.04.2024 ausgewertet.
Detaillierte Auswertungen zu den jeweiligen Disziplinen sowie Fachbeiträge finden sich in analyse:berg, dem zweimal jährlich publizierten Fachmagazin des ÖKAS. Die 26. Ausgabe analyse.berg Winter 23/24 erscheint im Mai 2024 und liefert Statistiken mit allen Details, sowie interessante Unfallanalysen aus verschiedenen Blickwinkeln.
zum PressekitDownload PDF

Fotos: Alpinpolizei/BMI; Matthias Knaus; argonaut.pro; Österreichischer Bergrettungsdienst

Zahl der Alpintoten im Winter 2023/24 liegt im 10-Jahres-Mittel

Wie aus der Alpinunfallstatistik hervorgeht, sind zwischen 01.11.2023 und 01.04.2024 106 Menschen in Österreichs Bergen ums Leben gekommen. Diese Zahl liegt nur leicht unter jener des 10-Jahres-Mittel (109) sowie des Winters 2022/23 (107). Im Betrachtungszeitraum sind 86 Männer (81 %) und 19 Frauen (18 %) am Berg tödlich verunglückt. Bei einem Alpintoten (1 %) wurde kein Geschlecht angegeben.

Die Unfallereignisse der vergangenen Tage zeigen jedoch, dass der Winter noch nicht vorbei ist! Insbesondere in höheren Lagen treffen Bergsportler:innen auf anspruchsvolle Tourenbedingungen welche eine solide Tourenplanung und eine gute Einschätzung der Gefahrenquellen verlangen. Für Hochtouren müssen Veränderungen im alpinen Hochgebirge in die Tourenplanung mit einbezogen werden.

Grafik 1: Alpintote in Österreich in den vergangenen zehn Wintersaisonen, sowie das 10-Jahres-Mittel.

Zahl der Verunfallten und Verletzten vorerst* leicht über dem 10-Jahres-Mittel

* die Zahlen können sich aufgrund von Nachtragungen noch um ca. +10 % erhöhen. Der Abfragezeitpunkt liegt zeitnah zum Betrachtungszeitraum.

Im Winter 2023/24 sind 5.173 Personen als Verletzte in der Alpinunfalldatenbank erfasst (10-Jahres-Mittel: 4.926; 9-Jahres-Mittel ohne COVID Winter 2020/21: 5.294). Insgesamt wurden im Winter 2023/24 7.517 Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte; 10-Jahres-Mittel: 7.339; 9-Jahres-Mittel: 7.877) und 4.831 Unfälle (10-Jahres-Mittel: 4.645; 9-Jahres-Mittel: 4.957) registriert.

Wie schon öfters in den ÖKAS-Presseaussendungen festgestellt, ist das Geschlechterverhältnis bei den Verletzten ausgeglichener als bei den Alpintoten: 54 % der Betroffenen waren männlich, 44 % weiblich. Bei zwei % der Verletzten gibt es in der Alpinunfalldatenbank keine Angabe zum Geschlecht.

Der Anteil der Unverletzten liegt bei 30 %. 2023/24 waren es 2.238 Personen, das 10-Jahres-Mittel ergibt 2.305 Personen (9-Jahres-Mittel ohne COVID Winter 2.472). Unverletzte Personen, die einen Notruf absetzen, befinden sich in misslichen Lagen, sind von den Gegebenheiten einer Tour oder den Verhältnissen überfordert oder haben sich selbst überschätzt. In der Disziplin Piste/Skiroute, welche im Winterrückblick sehr dominant ist (63 % der Unfälle), ergeben sich Unverletzte zumeist durch Unfälle, die durch eine Kollision oder Beinahe-Kollision verursacht werden und bei denen nicht alle Beteiligten verletzt sind.

Bundesländervergleich

Der Bundesländervergleich zeigt, dass sich in Tirol – wie auch in den vergangenen Saisonen – die meisten Alpinunfälle ereignen (45 % der Unfälle; 29 % der Toten).

Bundesland Unfälle Verunfallte Unverletzte Verletzte Tote
2023 Ø 10 Jahr 2023 Ø 10 Jahre 2023 Ø 10 Jahr 2023 Ø 10 Jahr 2023 Ø 10 Jahre
Burgenland 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
k. A. 107 11 179 18 46 5 132 13 1 0
Kärnten 220 226 344 358 92 104 242 244 10 10
Niederösterreich 213 176 267 231 69 66 192 160 6 6
Oberösterreich 198 198 318 316 138 115 167 190 13 11
Salzburg 757 909 1.283 1.505 411 491 852 997 20 17
Steiermark 433 437 650 663 186 190 455 462 9 11
Tirol 2.155 2.093 3.335 3.342 927 1.043 2.378 2.257 30 42
Vorarlberg 745 593 1.136 904 367 291 752 602 17 11
Wien 3 1 5 2 2 1 3 1 0 0
ÖSTERREICH 4.831 4.645 7.517 7.339 2.238 2.305 5.173 4.926 106 109

Tabelle 1: Unfälle, Verunfallte (Summe der Toten, Verletzten und Unverletzten), Unverletzte, Verletzte, Tote in Österreich nach Bundesländern – 01.11.2023 bis 01.04.2024.

Grafik 2: Alpintote in Österreich nach Bundesländern – 01.11.2023 bis 01.04.2024 und 10-Jahres-Mittel 2014/15 bis 2023/24.

Herkunft

Alle Todesopfer stammen aus dem europäischen Raum. Die meisten Alpintoten (56 bzw. 53 %) waren in der Wintersaison 2023/24 Österreicher:innen (10-Jahres-Mittel: 59 %), Deutschland als Herkunftsland folgt mit 25 % bzw. 27 Toten (10-Jahres-Mittel: 21 %).

Der Großteil der tödlich Verunglückten (60 % bzw. 172) stammt im Jahr 2022 aus Österreich (Mittel 10 Jahre: 61 %), gefolgt vom Nachbarland Deutschland mit 26 % bzw. 73 Toten (Mittel 10 Jahre: 24 %).

 

Nationalität

Alpintote 2023/24

Anteil in %

(2023/24, n=106)

Alpintote

10-Jahres-Mittel

Anteil in %

(10-Jahres-Mittel, n=109)

Österreich 56 53% 64 59%
Deutschland 27 25% 23 21%
Tschechische Republik 8 8% 3 2%
Niederlande 4 4% 4 3%
Polen 4 4% 1 1%
Rumänien 2 2% 1 1%
Dänemark 1 1% 1 1%
Schweiz 1 1% 2 2%
Slowakei 1 1% 1 1%
Unbekannt 1 1% 0,1 0,1%
Ungarn 1 1% 1 1%
Australien 0 0% 0,2 0,2%
Belgien 0 0% 1 1%
Bosnien und Herzegowina 0 0% 0,2 0,2%
Brasilien 0 0% 0,1 0,1%
China 0 0% 0,3 0,2%
Finnland 0 0% 0,2 0,2%
Frankreich 0 0% 0,1 0,1%
Irland 0 0% 0,1 0,1%
u. a. Länder 0 0% 6 6%
Gesamt 106 100% 109 100%

Tabelle 2: Alpintote in Österreich nach Nationalität – 01.11.2023 bis 01.04.2024 und 10-Jahres-Mittel 2014/15 bis 2023/24

Disziplin und Zeitraum

Die meisten Alpintoten ereigneten sich im Winter 2023/24 auf Pisten und Skirouten (26; 10-Jahres-Mittel: 27; 9-Jahres-Mittel ohne COVID Winter 29). Die weitere Reihenfolge: (Ski-)Tour (20; 10-Jahres-Mittel: 17), Wandern/Bergsteigen (16; 10-Jahres-Mittel: 18), Forstunfall u.ä. (11; 10-Jahres-Mittel: 10) und Flugunfall (10; 10-Jahres-Mittel: 2). 7 % (7) der tödlich verunglückten Personen starben durch Suizid im Gebirge.

In den Monaten Jänner, Februar und März wurden die meisten Todesopfern (74 %) verzeichnet. Bei den Verunfallten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Die meisten Personen (63 %) verunfallten in den Monaten Jänner und Februar.

Disziplin Alpintote 2023/24

Alpintote

10-Jahres-Mittel

Anteil in %

(2023/24, n=105)

Anteil in %

(10 Jahres-Mittel, n=109)

Piste/Schiroute 26 27 25% 25%
(Schi-)Tour 20 17 19% 16%
Wandern/Bergsteigen 16 18 15% 17%
Forstunfall u.ä. 11 10 10% 9%
Flugunfall 10 2 9% 2%
sonstiges 7 6 7% 6%
Suizid 7 10 7% 9%
Eisklettern 2 1 2% 1%
Liftunfall 2 1 2% 1%
Variante 2 8 2% 7%
Langlauf 1 2 1% 1%
Rodeln 1 2 1% 2%
Kombinierte Tour/Hochtour 1 1 1% 1%
Höhlenunfälle 0 0,1 0% 0%
Jagd 0 1 0% 1%
Klettern 0 2 0% 2%
Mountainbiking 0 0,3 0% 0%
Straßenverkehr 0 1 0% 1%
Summe 106 109 100% 100%

Tabelle 3: Tote in Österreichs Bergen nach Bergsportdisziplin – 01.11.2023 bis 01.04.2024 und 10-Jahres-Mittel 2014/15 bis 2023/24.

Hinweis: Das Zehnjahresmittel ist aufgrund der sehr geringen Unfallzahlen im Pandemie-Winter 2020/21 (teilweise geschlossene Skigebiete sowie praktisch keine Touristen) nicht repräsentativ.

Grafik 3: Alpintote in Österreich nach Monaten – 01.11.2023 bis 01.04.2024 und 10-Jahres-Mittel 2014/15 bis 2023/24

Disziplin

Verunfallte

2023/24

Verunfallte

10-Jahres-Mittel

Anteil in %

(2023/24, n=7.517)

Anteil in %

(10-Jahres-Mittel, n=7.339)

Piste/Schiroute 5.226 5.285 70% 72%
(Schi-)Tour 655 562 9% 8%
Variante 368 342 5% 5%
Wandern/Bergsteigen 356 311 5% 4%
Rodeln 260 251 3% 3%
Liftunfall 241 213 3% 3%
Forstunfall u.ä. 97 68 1% 1%
sonstiges 89 100 1% 1%
Klettern 53 62 1% 1%
Flugunfall 46 40 1% 1%
Mountainbiking 36 16 0% 0%
Langlauf 27 26 0% 0%
Eisklettern 26 19 0% 0%
Kombinierte Tour/Hochtour 20 14 0% 0%
Suizid 8 13 0% 0%
Jagd 6 6 0% 0%
Straßenverkehr 2 10 0% 0%
Höhlenunfälle 1 1 0% 0%
Summe 7.517 7.339 100% 100%

Tabelle 4: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) in Österreich nach Bergsportdisziplin – 01.11.2023 bis 01.04.2024 und 10-Jahres-Mittel 2014/15 bis 2023/24

Alter

Die Hälfte der Alpintoten war zwischen 51 und 70 Jahre alt (siehe Grafik 6). Im Gegensatz dazu gibt es bei den Verunfallten eine weitaus gleichmäßigere Verteilung über alle Altersgruppen hinweg, wobei die Altersgruppe der 11-20 Jährigen die meisten Verunfallten (19 %) und die der 51-60 Jährigen die zweitmeisten Verunfallten mit 17 % stellen.

Grafik 5: Alpintote nach Alter im Winter 2023/24 und im 10-Jahres-Mittel (2014/15–2023/24)

Grafik 6: Alpinverunfallte nach Alter im Winter 2023/24 und im 10-Jahres-Mittel (2014/15–2023/24)

Unfallursachen

Die Auswertungen des ÖKAS/BMI ergeben, dass bei den Verunfallten der prozentuelle Anteil der Unfallursache Kollision – meist auf Pisten und Skirouten – mit 60 % am größten ist. Die nächsthäufigste Unfallursache ist Sturz/Stolpern/Ausgleiten mit 16 %. Wissenswert dazu: Die Alpinpolizei erfasst im Bereich von Pisten und Skirouten lediglich Unfälle, bei denen Verdacht auf Fremdverschulden besteht.

Bei den Alpintoten ist wie bereits in den vergangenen Saisonen die Herz-Kreislauf-Störung (27 %) die meistgenannte Unfall- bzw. Notfallursache (10-Jahres-Mittel: 23 %). Das sind 29 Menschen, die im Winter 2023/24 aufgrund von internen Notfällen in Österreichs Bergen ums Leben kamen. 14 % (15) der Alpintoten verstarben nach einer „Sturz, Stolpern, Ausgleiten“-Situation.

Der Großteil (69 %) der Opfer durch Herz-Kreislauf-Versagen ist der Altersgruppe 51 bis 70 Jahre zuzurechnen. Eine detaillierte Darstellung des Alters der Toten durch Herz-Kreislauf-Vorfälle enthält Tabelle 6.

Disziplin Herz-Kreislauf-Störung
(Schi-)Tour 11
Langlauf 1
Liftunfall 2
Piste/Schiroute 6
Rodeln 1
Wandern/Bergsteigen 8
Summe 29

Tabelle 5: Tote durch Herz-Kreislauf-Versagen in Österreich nach Disziplin – 01.11.2023 bis 01.04.2024

 

Alter 2023/24
41-50 Jahre 1
51-60 Jahre 9
61-70 Jahre 11
71-80 Jahre 4
81-90 Jahre 4
>91 Jahre 0
Summe 29

Tabelle 6: Altersverteilung der Alpintoten 2023/24 durch Herz-Kreislauf-Versagen

 

Details zu ausgewählten Disziplinen

Weitere Details zu ausgewählten Disziplinen und Unfallursachen, sowie Stellungnahmen ausgewählter institutioneller Vertreter zum Winterrückblick 2023/24 finden sich in der Presseaussendung vom 16.04.2024.

  • Piste/Skiroute
  • (Ski-)Tour
  • Lawinenunfälle

Erläuterungen zur Datengrundlage

Die Auswertungen basieren auf den erhobenen Daten der Alpinpolizei, welche sämtliche gemeldete Unfallereignisse im alpinen Gelände unabhängig vom Verletzungsgrad erhebt. Die vorliegenden Auswertungen spiegeln die Unfallzahlen zum Abfragezeitpunkt wider und geben keine Garantie auf Vollständigkeit. Einträge und Nachträge in die Alpinunfalldatenbank für den genannten Betrachtungszeitraum können auch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Verunfallte: Gesamtzahl an Toten, Verletzten und Unverletzten
Verletzt umfasst: leicht verletzt, schwer verletzt, unbekannt, Verletzung unbestimmten Grades, lebensbedrohlich verletzt, Sonstiges und erkrankt.

Quelle: Alpine Unfalldatenbank – Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit/BMI Alpinpolizei
Betrachtungszeitraum: 01.11.2023 bis 01.04.2024 (Ostermontag 2024)
Abfragezeitraum Datenbank: 08.04. – 10.04.2024
10-Jahres-Mittel (gerundet): 2014/15 bis 2023/24 (01.11. bis 01.04. des Folgejahres)
Das 10-Jahres-Mittel ist aufgrund der sehr geringen Unfallzahlen im Pandemie-Winter 2020/21 (teilweise geschlossene Skigebiete sowie praktisch keine Besucher:innen) verfälscht.

Kontakte für Interviews:

Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit:
Judith Zauner
judith.zauner@alpinesicherheit.at, +43 512 365451-12

Kontakt Statistik ÖKAS:
Susanna Mitterer – Statistik ÖKAS
susanna.mitterer@alpinesicherheit.at, +43 512 365451-13

BMI Alpinpolizei
Hans Ebner – Leiter der Alpinpolizei/BMI
Hans.Ebner@bmi.gv.at

Österreichischer Skiverband (ÖSV)
Tomas Woldrich – Leiter der Abteilung Breitensport beim ÖSV, Vizepräsident ÖKAS
woldrich@oesv.at

Österreichischer Bergrettungsdienst (ÖBRD)
Martin Gurdet – Geschäftsführer ÖBRD
office@bergrettung.at, Tel. +43 1 251 1919 140

Bildanhang & Pressetext: