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Skibergsteigen © Peter Plattner - argonaut.pro I ÖKAS
Skihochtouren sind die Königsdisziplin des Skitourengehens: Sie führen durch vergletschertes Gelände und manchmal wartet auch noch ein Felsgrat oder kombiniertes Gelände vor Erreichen des Gipfels. Für diese hochalpinen Anforderungen braucht es neben dem entsprechenden Können auch die passende Ausrüstung.
Autor: Peter Plattner; Titel: © Peter Plattner – argonaut.pro

Skihochtouren im vergletscherten Gelände sind anspruchsvoll. Neben einem hohen skitechnischen Können und der Fähigkeit, die Lawinengefahr richtig zu beurteilen, kommen noch große Höhe, Spalten und Grate hinzu. Das verlangt neben Wissen, Können und Erfahrung auch die richtige Ausrüstung inkl. dem korrekten Umgang damit. Das ganze Material fällt schnell einmal ins Gewicht – vor allem auf Skidurchquerungen, wenn man von Hütte zu Hütte unterwegs ist.

Abspecken ist darum immer eine gute Idee – solange nicht die elementaren Bestandteile geopfert, sprich daheim gelassen werden. Die gute Nachricht: Die notwendige Zusatzausrüstung für Skihochtouren ist nicht so schwer wie oft angenommen. Packt man nur die wirklich notwendigen Dinge ein, wiegt ein kompletter Skihochtourenrucksack unter 10 Kilogramm.

Abbildungen: Packliste: Ausrüstung für einen Tag am Gletscher. Das LVS-Gerät befindet sich am Körper; Packliste: Die gesamte Ausrüstung „rucksackgerecht“ verpackt – Gewicht: ca. 9 Kilo (inkl. Rucksack). © Peter Plattner - argonaut.pro

Ausrüstung

Um sich am Gletscher richtig anzuseilen – und nach einem Spaltensturz sich selbst oder andere Gruppenmitglieder bergen zu können – benötigt jeder aus der Seilschaft folgende Ausrüstungsgegenstände:

  • 1 Hüftgurt: Ein abgespecktes, leichtes Modell (ohne Polsterung, ohne aufwendige Materialschlaufen usw.), das sich mit angezogenen Skischuhen/Skiern anlegen lässt, bieten zum Beispiel Blue Ice oder Petzl an.
  • 2 Verschlusskarabiner: Leichte, kleine Schraubkarabiner haben sich am besten bewährt und werden zum Beispiel von Climbing Technology oder Grivel angeboten.
  • 1 Safe-Biner: Ein Drei-Weg-Karabiner zum Anseilen oder Sichern – idealerweise in birnenförmiger HMS-Ausführung. Erhältlich zum Beispiel bei DMM oder Austrialpin.
  • 2 Normalkarabiner: Klein, leicht und vom selben Modell (für den Gardaknoten) – zum Beispiel von Petzl.
  • 1 lange Bandschlinge: Bewährt haben sich 120 cm lange und circa 1 cm breite Dyneema- beziehungsweise Mischgewebe-Schlingen, wie sie etwa von Petzl oder Blue Ice angeboten werden.
  • 3 Reepschnüre: Die Länge sollte um die 3 m/3 m/1 m betragen, wobei sich Schnüre mit Dyneema-Kern durchgesetzt haben – ideal vorkonfektioniert in verschiedenen Farben & Längen von Austrialpin.
  • 1 Eisschraube: Eine circa 21 cm lange, leichte, aber moderne (Kurbel)-Eisschraube inklusive Schutzhülle – wie etwa angeboten von Petzl oder Black Diamond.
  • 1 leichte Seilklemme: Die ist für Puristen & Könnerinnen zwar nicht wirklich notwendig, aber im Zweifel einfach fein. Erhältlich zum Beispiel bei Petzl.

Das alles hat locker in einem Fellsack Platz und wiegt nur rund ein Kilogramm.

Abbildungen: Seiltechnische Ausrüstung für eine Gletscherhochtour pro Seilschaftsmitglied; Verpackt bringt es das seiltechnische Material auf nicht einmal 1 Kilo. © Peter Plattner - argonaut.pro

Das Seil

Für reine Gletscherbegehungen reicht an sich ein Strang eines Halbseils aus. Von Expertinnen (!) können auch statische Dyneema-Leinen eingesetzt werden. Am universellsten und problemlosesten – und deshalb eine klare Empfehlung – ist ein hervorragend imprägniertes 50 m langes Einfachseil: Dieses kann nicht nur am Gletscher, zur Spaltenbergung usw. benutzt werden, sondern auch am Einzelstrang problemlos an Felsgraten und im kombinierten Gelände verwendet werden – mit der gewohnten Seil- und Sicherungstechnik!

Bewährt haben sich hier Seile mit circa 9 mm Durchmesser, die alle drei Seilnormen (Einfach-, Halb- & Zwillingsseil) erfüllen – zum Beispiel von Edelrid oder Petzl.

Hinweis: Die vorgestellte seiltechnische Ausrüstung ist die Mindestausrüstung für jedes Mitglied einer Gletscher-/Skihochtour-Seilschaft. Damit kann ein fortgeschrittener Anwender alle notwendigen Seil- und Rettungstechniken durchführen. Gerade Einsteiger oder alle, bei denen der letzte Kurs bzw. das letzte Training etwas zurückliegen, sind mit zusätzlichen Seilklemmen, Karabinern usw. zweifelsohne entspannter und mit mehr Reserve unterwegs – was dann aber wiederum auf Kosten des Gewichts geht …

Abbildungen: Packliste: Dünnes und gut imprägniertes 50 m-Einfachseil; Packliste: Bei manchen Skihochtouren müssen Steigeisen (mit Antistollplatten) und Pickel mit. © Peter Plattner - argonaut.pro

Ein vollwertiges Stahlsteigeisen ist nicht auf jeder Skihochtour nötig, in letzter Zeit sind optimale Modelle zum Skibergsteigen mit einem robusten Stahlvorderteil und einem leichten Aluhinterteil am Markt erhältlich – zum Beispiel bei Grivel oder Petzl.

Wichtig ist, dass die Steigeisenbindung auch auf den Skischuh passt – unbedingt schon zu Hause anpassen!

Ebenso muss nicht auf jeder Skihochtour immer ein Pickel dabei sein, andererseits kann dieser aber auch auf unvergletscherten Frühjahrstouren Sinn machen. Ein Kompromiss ist hier eine Kombination aus Schaufelstiel und Pickel. Im Zweifel sollte aber natürlich auf einen ordentlichen Skitourenpickel zurückgegriffen werden – wie zum Beispiel von Grivel oder Petzl.

Abbildungen: Packliste: Sat-Messenger, 2-Personen-Biwaksack und umfangreiches Erste-Hilfe-Set; Packliste: Sonde und Schaufel; Packliste: Harscheisen und Reparatur-Set für die Skihochtour © Peter Plattner - argonaut.pro

Skitouren-Standardausrüstung

Selbstverständlich muss auch die klassische Skitourenausrüstung mit auf die Hochtour genommen werden. Weil man auf Skihochtour oft höher und exponierter unterwegs ist als auf klassischen Skitouren, empfiehlt sich ein entsprechender Wetter-/Kälteschutz sowie eine gut ausgestattete Notfallausrüstung – falls es länger dauern sollte, bis Helikopter oder Bergrettung eintreffen. Zur klassischen Skitourenausrüstung gehören:

  • Schaufel und Sonde: Freilich wird auch das LVS-Gerät mitgenommen – dieses wird allerdings am Körper, nicht im Rucksack getragen.
  • Erste-Hilfe-Set, Biwaksack, Stirnlampe und Mobiltelefon: Nicht alle Gruppenmitglieder müssen damit ausgestattet sein, allerdings sollte sichergestellt sein, dass entsprechend der Gruppengröße ausreichend Material vorhanden ist. Wer auch außerhalb der GSM-Netzabdeckung dazu in der Lage sein möchte, einen Notruf abzusetzen, dem sei ein Satelliten-Telefon empfohlen.
  • Harscheisen und Reparatur-Set: Auch wenn manche vermeintlichen Profis meinen, in harten, steilen Firnhängen auf Harscheisen verzichten zu können: Harscheisen sind auf steileren Anstiegen Standard und ein Sicherheitsgewinn für alle. Im Hinblick auf das Reparatur-Set gilt: In einfacher Ausführung sollte es für die gesamte Gruppe ausreichen.
  • Bekleidung: Unterwäsche, Softshelljacke und Tourenhose befinden sich ja bereits am Körper, sodass einzig eine Wechselbekleidung für Rast, Abfahrt und/oder Notfall einzupacken bleibt. Idealerweise befinden sich darum im Rucksack: eine wasser- und winddichte Primaloft-/Daunenjacke, ein Paar warme Handschuhe und eine Sturmmütze. Starke Schwitzer und schnelle Frierer wissen selbst am besten, was sie zusätzlich für ihre Bedürfnisse einzupacken haben.
  • Rucksack: Ein 40-Liter-Rucksack (ohne viele Bänder, Taschen und anderem Zeugs) mit einem geeigneten einfachen Rücken, einem effizienten Hüftgurt sowie einer guten Skibefestigung ist ideal. Den Rucksackinhalt teilt man am besten in kleine wasserdichte Beutel oder Fellsäcke auf, damit alles rasch griffbereit und geschützt ist.

Was dann noch fehlt?

Proviant natürlich! Ein Liter Flüssigkeit sollte auf jeden Fall mitgeführt werden – ebenso wie mindestens zwei Energieriegel. Bei Durchquerungen mit Hüttenübernachtungen kommen zum Gepäck noch folgende Dinge hinzu:

  • Hüttenschlafsack
  • Zahnbürste und -pasta
  • Ohropax
  • Ladegerät und Akkupack
  • Wechselwäsche

Abbildung: Packliste: Die gesamte Ausrüstung für eine Tages-Skihochtour findet bequem Platz in einem 30-Liter-Rucksack. © Peter Plattner - argonaut.pro

Der (Gletscher)-Skihochtour steht damit nichts mehr im Wege! Auf die Skier, fertig, los! Viel Spaß!