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Bergrettung Akjaeinsatz © ÖBRD
Der Zwischenbericht Winter 2021/22 liegt vor: 111 Alpintote in Österreichs Bergen (Mittel 10 Jahre: 113). Insgesamt verunfallten 6.716 Personen in Österreich. Die alpinen Unfallzahlen nehmen im Vergleich zum Vorwinter (2.476 Verunfallte) und dem langjährigen Mittel wieder Fahrt auf (Mittel 10 Jahre: 7.242).
Betrachtungszeitraum Winter 2021/22: 01.11.2021 bis 03.04.2022
Abfrage Datenbank: 06.04.2022
Autor: ÖKAS
Foto: Österreichischer Bergrettungsdienst

Der Winter 2021/22 nähert sich hinsichtlich dem alpinen Unfallgeschehen in Österreich nach eingeschränkten Pandemie-Saisonen wieder dem langjährigen Mittel an. Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) hat die von der Alpinpolizei/BMI erhobenen Alpinunfälle für den Zeitraum 01.11.2021 bis 03.04.2022 in Österreich ausgewertet: Insgesamt wurden für diesen Zeitraum 4.345 Unfallereignisse (Mittel 10 Jahre: 4.574 Unfälle) mit 6.716 Verunfallten (Tote, Verletzte und Unverletzte) und 111 Alpintoten (Mittel 10 Jahre: 113) aufgenommen.

Der Winter 2021/22 lässt sich wie folgt beschreiben: trockene Perioden mit Schönwetter, wenig Niederschlag (Schnee), starker Wind, z. T. mit einer massiven Südkomponente und immer wieder Zufuhr von Saharastaub im Frühjahr. Die Schlechtwetterphase Anfang Februar 2022 hatte abseits des gesicherten Skiraums Auswirkungen auf das Unfallgeschehen: 9 Lawinentote innerhalb von zwei Tagen (18 Lawinentote gesamt im Betrachtungszeitraum).

Abbildung: Alpine Unfallereignisse in Österreich nach Bundesländern (01.11.2021 – 03.04.2022 & Mittel 10 Jahre); ÖKAS | BMI Alpinpolizei

Pisten/Skirouten

Auf den Pisten (organisierter Skiraum) verunfallten in Österreich im Betrachtungszeitraum 4.613 Personen (Mittel 10 Jahre: rund 5.300), davon 27 tödlich (Mittel 10 Jahre: 28). Tödliche Pistenunfälle nach Unfallursache: 11 Tote durch Sturz/Absturz, je 8 Tote aufgrund einer Herz-Kreislauf-Störung oder Aufprall gegen ein Hindernis. Im Zehnjahresmittel stellt die Herz-Kreislauf-Störung mit 37 % die Hauptunfallursache der tödlichen Unfälle im organisierten Skiraum dar, gefolgt von Sturz (22 %) und Aufprall gegen ein Hindernis (19 %).

Die Verteilung der Verunfallten auf den Pisten Österreichs nach der Herkunft gestaltet sich für 2021/22 folgendermaßen: ca. 36 % aus Deutschland (Mittel 10 Jahre: 37 %), 27 % aus Österreich (Mittel 10 Jahre: 24 %) und der Rest verteilt sich auf andere Länder. Die Anzahl der Unfallereignisse mit Fahrerflucht im Verhältnis zur Anzahl der erfassten Unfälle auf Pisten/Skirouten liegt im langjährigen Mittel für ganz Österreich bei etwa 22 %; so auch im Berichtswinter 2021/21.

(Ski-)Tourenunfälle

Insgesamt wurden auf (Ski-)Tour für den betrachteten Zeitraum etwa 700 Verunfallte (Mittel 10 Jahre: 500 Verunfallte) und 22 Tote (Mittel 10 Jahre: 20) registriert. 15 Skitourengeher kamen dabei durch eine Lawine ums Leben. Der Trend der Vorjahre setzt sich fort: Skitourengehen boomt. Auch das Pistenskitourengehen hält ungebrochen an. Neue Lenkungssysteme für den Aufstieg am Pistenrand oder eigens vorgesehenen Wegen sowie attraktive Angebote zur Anreise mittels öffentlicher Verkehrsmittel in Skigebiete werden derzeit in verschiedenen Bundesländern in Österreich diskutiert und sind in Ausarbeitung.

Abbildung: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) bei (Ski-)Tour in Österreich nach Bundesländern (01.11.2021 – 03.04.2022 & Mittel 10 Jahre); ÖKAS | BMI Alpinpolizei

Lawinenunfälle – 9 Tote in zwei Tagen (Anfang Februar 2022)
  • 18 Tote sind in Österreich durch Lawinen im Zeitraum 01.11.2021 bis 03.04.2022 ums Leben gekommen, davon 10 in Tirol, 4 in Niederösterreich, 3 in Salzburg sowie je ein Lawinentoter in Vorarlberg. Nach Disziplin, Nationalität und Geschlecht verteilen sich die Lawinenopfer wie folgt:
  • 15 auf Skitour und 3 beim Varianten-Fahren (ungesicherter Skiraum nach dem Benützen einer Aufstiegshilfe)
  • 13 Tote aus Österreich, 4 Tote aus Schweden und einer aus Norwegen
  • 17 Männer und eine Frau.
  • Im Zehnjahresmittel (01.11. bis 31.10.) verunglücken in Österreich 21 Personen tödlich durch Lawinen.

Die Internationale Kommission für Alpine Rettung (IKAR) spricht von einem alpinen Massenunfall bei mehr als 10 Unfallbeteiligten. Bei Lawinenunfällen spricht man bereits ab 4 Beteiligten von einem Massenunfall. Ohne die genaue Situation zu kennen, sollte man nicht über verunfallte Menschen urteilen, das wäre vermessen. Gerade bei tödlichen Bergunfällen, kann man die Umstände vor Ort und Entscheidungen, die zum tödlichen Unglück führen, nicht mehr genau rekonstruieren. Mit Vorverurteilungen in der Öffentlichkeit sollten wir aufhören und dies den Experten und Juristen überlassen.

Peter Paal, Präsident ÖKAS
Rodelunfälle

Im Winter 2021/22 ereigneten sich in Österreich 2 tödliche Rodelunfälle (Mittel 10 Jahre: 2) in Tirol. Insgesamt wurden 221 Personen (Mittel 10 Jahre: 194) beim Rodeln verletzt. Etwa 20 % der Verletzten zogen sich dabei Kopfverletzungen zu, gefolgt von Verletzungen am Sprunggelenk mit 14 % sowie am Rücken/Wirbelsäule mit 13 % und der Rest entfällt auf die anderen Körperteile.

Abbildung: Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) und Tote in Österreich nach Disziplin (01.11.2021 – 03.04.2022 & Mittel 10 Jahre); ÖKAS | BMI Alpinpolizei