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Schneefeld © Dagmar Walter

Experteninterview mit Prof. Dr. Karl Gabl

Zahlreiche Bergsteiger und Wanderer sind in den Bergen auf Altschneefeldern unterwegs. Vorsicht ist aber geboten. Das ÖKAS warnt alle Bergsportler ausdrücklich vor dem Ausrutschen und den Absturzrisiko beim Begehen von Altschneefeldern.
Autoren: ÖKAS und Karl Gabl, ehem. Präsident ÖKAS (1996 – 2020), staatl. gepr. Berg- und Skiführer, Meteorologe; Titel: Schneefelder © Dagmar Walter

Im Frühjahr und Frühsommer können vor allem nordseitige Wege oberhalb der Waldgrenze abschnittsweise noch bis in den Sommer hinein von Schneefeldern bedeckt sein. „Schneefelder sind eine auch von erfahrenen Berggehern oft unterschätze Gefahr“, so Karl Gabl, ehemaliger Präsident des ÖKAS.

„Untersuchungen haben gezeigt, dass rutschende Bergsteiger auf einem harten, 40 Grad steilen Firnfeld schon nach wenigen Metern annähernd dieselbe Geschwindigkeit erreichen wie im freien Fall“, erklärt der Experte die Gefahr. Jedes Jahr kommt es bei der Querung von Schneefeldern zu schwerwiegenden Unfällen, bei denen sich die Personen sogar tödliche Verletzungen zuziehen.

Auch das Queren von schneegefüllten oder überdeckten Bächen kann lebensgefährlich sein! Die darüber befindlichen Schneefelder sind oftmals stark unterspült und können durch das Eigengewicht einer Person einbrechen.

„Schneefelder sind eine auch von erfahrenen Berggehern oft unterschätze Gefahr“

Karl Gabl, ehemaliger Präsident ÖKAS

Abbildung: Schneefeld queren © Andreas Würtele

Verhalten der Situation anpassen

Verhalten der Situation anpassen

Der Rat von Karl Gabl, selbst Berg- und Skiführer: „Schon bei der Tourenplanung sollte die Route entsprechend gewählt werden. Es ist unbedingt anzuraten sich über den aktuellen Zustand der Wege sowie über die Begehbarkeit bei lokalen Tourismusverbänden oder den Hüttenbetreibern zu informieren. Aktuelle Hinweisschilder wie Lawinensperren, Wegsperren für z. B. Forstarbeiten oder Wegerhaltung sowie Verlaufsänderungen der Wege bzw. Hüttenzustiege sollte unbedingt Folge geleistet werden.“

Wechselt die geplante Route beispielsweise von der sonnigen Südseite auf Nord, kann ein aperer Wanderweg aufgrund von hartgefrorenem Altschnee innerhalb weniger Meter zu einer bergsteigerisch anspruchsvollen Flanke werden. Entsprechend sei die Ausrüstung anzupassen. Im Zweifelsfall müsse eine Tour abgebrochen werden. „Wenn die entsprechende Ausrüstung fehlt und auch die Erfahrung für das Queren von Schneefeldern nicht vorhanden ist, sollten Bergsteiger kein unnötiges Risiko eingehen und unbedingt umkehren“, rät Karl Gabl.

Muss ein schneebedeckter Hang gequert werden, sollten mindestens die oberen zehn Zentimeter der Schneedecke aufgeweicht sein, damit man mit den Schuhen Tritte in den Schnee hacken kann. Voraussetzung dafür ist ein fester Bergwanderschuh mit Profilsohle. „Stellen Bergsteiger und Wanderer bei den ersten Schritten auf Schnee fest, dass diese nicht sicher sind, sollten sie die Tour abbrechen und umdrehen“, rät Karl Gabl.

Um das Abrutschen im harten Schnee oder Sommerfirn zu verhindern, sind die im Fachhandel angebotenen Grödel bzw. Spikes oder gar Leichtsteigeisen aus Aluminium empfehlenswert. Auf harten Altschneefeldern sollten Bergsteiger und Wanderer unbedingt Steigeisen und Pickel benutzen. Stöcke unterstützen zwar eine gute Lage des Schwerpunktes und können das Begehen von Schneefeldern erleichtern, sie können aber ein trügerisches Gefühl der Sicherheit vortäuschen. Kommt der Bergsteiger ins Rutschen geben sie keinerlei Sicherheit.

Richtig agieren im Notfall

Generell sollten Berggeher vor dem Queren eines Schneefeldes Handschuhe anziehen. Die Kristallstruktur von Altschnee und Sommerfirn ist sehr scharfkantig und führt schnell zu schmerzhaften Verletzungen an den Händen. Entscheidend ist, unmittelbar nach dem Ausrutschen gleich in Bauchlage und in eine Art Liegestützstellung zu kommen. Nur so kann man effektiv abbremsen, bevor die Geschwindigkeit zu groß wird.

Abbildungen: Schneefeld queren © Andreas Würtele; © Dagmar Walter; © Archiv ÖKAS

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