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Einsatz © Bergrettung Innsbruck | ÖKAS
Die Anzahl alpiner Unfälle ist in Österreich im Sommer 2020 gestiegen, mehr Einheimische benötigten Rettung. Insgesamt 2.527 verletzte Bergsportler und 122 Alpintote in Österreichs Bergen. Für den Zeitraum vom 1. Mai bis 30. September 2020 ist eine Zunahme an Alpinunfällen von mehr als 30% im Vergleich zum Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre festzustellen. In diesem Zeitraum gab es mehr als 200 Alpinunfälle pro Woche.
Betrachtungszeitraum Sommer 2020: 01.05.2020 bis 30.09.2020
Abfrage Datenbank: 05.10.2020
Autor: ÖKAS
Foto: Flugretter Einsatzübung – Hohe Wand; Egon Weissheimer – BMI Alpinpolizei

Die Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit basiert auf der Alpinunfalldatenbank der Alpinpolizei. Die genannten Zahlen gehen auf eine Abfrage vom 5. Oktober 2020 zurück. Spricht das Kuratorium für Alpine Sicherheit von Verunfallten, bezieht es sich auf die Gesamtzahl an Toten, Verletzten und unverletzten Personen. Diese liegt für den Erfassungszeitraum bei insgesamt 3.862. Verletzt haben sich 2.527 Personen. Unverletzt geborgen wurden 1.213. Blickt man auf den Mittelwert der vergangenen zehn Jahre – Gesamt-Verunfallte: 2.940, Verletzte: 1.887, unverletzt Geborgene: 909 – ist die Zunahme vor allem bei unverletzt geborgenen deutlich.

Abbildung: Alpintote in Österreich seit 2011 bis 2020 von 01.05.2020 bis 30.09.2020 und Mittel 10 Jahre; ÖKAS | BMI Alpinpolizei

Positive Entwicklung bei der Anzahl tödlicher Alpinunfälle in Tirol

34 Alpintote im genannten Erfassungszeitraum registriert das drittgrößte Bundesland Österreichs. Trotz der Unfallzunahme um 40% gibt es 30 weniger Tote durch Alpinunfälle als im Vorjahr 2019.

Unfallrate bei Einheimischen am höchsten

51% der im Sommer 2020 verunfallten Bergsteiger waren österreichische Staatsbürger. Mit Blick auf die Durchschnittswerte der vergangenen zehn Jahre, verzeichnet das Kuratorium für Alpine Sicherheit eine Zunahme von 5% bei den Einheimischen. Auf die Österreicher folgen mit 37% die deutschen Nachbarn, die es ab Juni 2020, nach Aufhebung der Reisebeschränkungen, in die österreichischen Berge zog. Bei den tödlich verunfallten Personen entfallen 55% auf Österreich und ca. ein Drittel auf Deutschland.

Die Hälfte der Verunfallten waren Wanderer

Sturz, Stolpern und Ausgleiten sind mit 75% die Hauptunfallursachen beim Bergwandern. Bei den tödlichen Unfällen dominiert weiterhin das Herz-Kreislaufversagen mit 34% als Ursache; 26% der Personen stürzten ab, 22% stolperten, stürzten oder glitten aus. Bei den unverletzt geborgenen Personen stellten Verirren und Versteigen mit 39% sowie Erschöpfung mit 16% den Hauptgrund für das Absetzen eines Notrufs dar.

Der Hauptgrund zur Absetzung eines Notrufs im Sommer 2020 bei den 107 Unverletzten auf Klettersteigen ist laut den Auswertungen mit 62% die Erschöpfung.

Peter Paal, Präsident ÖKAS
27% mehr unverletzt geborgene Personen im Klettersteig

„Der Hauptgrund zur Absetzung eines Notrufs im Sommer 2020 bei den 107 Unverletzten auf Klettersteigen ist laut den Auswertungen mit 62% die Erschöpfung,“ sagt Peter Paal. Das ist eine Zunahme um 10% im Vergleich mit dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre. Insgesamt kamen bei der Disziplin Klettern 10 Personen ums Leben, davon 5 beim Begehen eines Klettersteigs. In Summe sind in Österreich 412 Personen beim Klettern verunfallt, davon 187 Personen auf Klettersteigen.

Trendsport Mountainbiken führt zu mehr Unfällen und mehr Toten

Die Alpinunfallstatistik verzeichnet eine Zunahme der beim Mountainbiken verunfallten Personen über die vergangenen zehn Jahre hinweg. Im Sommer 2020 verunfallten 837 Personen mit dem Bergrad. Zehn Mountainbiker verunglückten tödlich. Die steigenden Unfallzahlen dürften bei dieser boomenden Outdoor-Sportart vermutlich die direkte Folge von mehr Mountainbikern sein, die in Österreichs Bergen unterwegs sind.

Abbildung: Verunfallte nach Disziplinen in Österreich (01.05.2020 bis 30.09.2020 und Mittel 10 Jahre) © ÖKAS | BMI Alpinpolizei