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Die Zahl der Mountainbiker, konventionelle und e-Biker, ist über die letzten 7 Jahre enorm gestiegen und damit auch die Anzahl an MTB-Unfällen und in weiterer Folge auch die Anzahl an Einsätzen für die Bergrettung. Wie nun so ein Einsatz der Bergrettung bei einem MTB Unfall aussieht, soll dieser Beitrag, anhand eines Unfalles am Arzler Alm Single Trail bei Innsbruck, zeigen.
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 Einmal vorweg erwähnt, bei allen MTB Unfällen die der Leitstelle Tirol gemeldet werden gibt es meist schwere Verletzungen… Unfälle mit kleineren Verletzungen oder gar nur Stürze wo sich der Fahrer rasch wieder erholt bzw. er sich selbst oder seine Kameraden ihn versorgen können, werden erst gar nicht gemeldet! 

Bilder zum Bergrettungseinsatz auf einem mittelschweren Singletrail

Absetzen des Notrufs

 Nun aber zu einem konkreten Beispiel. Ein verunfallter Biker oder ein anderer Melder setzt per Telefon einen Notruf (Alpinnotruf 140) ab, der bei der Leitstelle, in diesem Fall Leistellte Tirol, eingeht und somit die Rettungskette ins Rollen bringt. Der Disponent in der Leitstelle fragt alle für ihn notwendigen Informationen ab und disponiert daraufhin die entsprechenden Einsatzkräfte, um den Patienten optimal zu helfen, in unserem Beispiel die Bergrettung, zum Unfallort. 

Eingehen des Alarms bei der Bergrettung

 Der eingehende Alarm bei der Bergrettung wird vom Einsatzleiter entgegengenommen. Dieser meldet sich bei der Leitstelle und erhält alle wichtigen Informationen zum Einsatz. Der Einsatzleiter nimmt mit dem Verunfallten bzw. mit dem Melder Kontakt auf und holt sich weitere Informationen zur Situation, besonders wichtig ist dabei die Lokalisation des Unfallortes. Hier liegen oft die größten Herausforderungen da viele Biker nicht genau erklären können, wo genau der Unfallort ist. Im Zeitalter der Digitalisierung können aber diverse Apps (SOS EU Alp oder WhatsApp – Standort) sehr hilfreich sein, um so rasch wie möglich den verunfallten Biker zu finden und zu versorgen. Auf vielen Singletrails gibt es auch Rettungspunkte die das Auffinden der verunfallten Biker erheblich erleichtern. Diese Rettungspunkte sind landesweit einzigartig in ihrer Nummerierung und werden auf bestimmten neuralgischen Punkten am Trail aufgestellt. Der Melder oder gestürzte Biker gibt diesen Punkt im Notruf bekannt und somit wissen die Rettungskräfte wo der Unfallort ist. Eine Übersicht über die Rettungspunkte kann online angefragt werden. 

Verständigung der Bergrettungsmannschaft und Anfahrt

Nun sammelt sich die mittlerweile verständigte Bergrettungsmannschaft (die Bergretter:innen befinden sich gerade zuhause oder in der Arbeit) in der Ortsstelle und sobald diese komplett ist und das benötigte Material zusammengerichtet ist, begibt sich die Mannschaft so rasch als möglich in Richtung Unfallort. Inzwischen hat sich der Einsatzleiter schon die geeignete Anfahrtsstrecke und die schnellst möglichen Zugangswege überlegt. Im Stadtbereich ist die Anfahrt zum Einsatzort immer eine große Herausforderung. Zuerst muss man durch den dichten Stadtverkehr und dann kommt man auf Forstwegen ins Gelände wo einem viele Sportler laufend oder mit dem Rad entgegenkommen – äußerste Vorsicht ist hier erforderlich. 

Eintreffen der Bergrettungsmannschaft vor Ort

Nachdem das Einsatzfahrzeug geparkt wurde, wird das gesamte notwendige Material zusammengestellt und ein 2er Team (Vortrupp) startet schon zum Patienten, um keine Zeit zu verlieren. Sind die Bergretter:innen beim Patienten eingetroffen, wird die Unfallstelle abgesichert, der Patient sofort untersucht (Anamnese) und die ersten medizinischen Maßnahmen getroffen – Lagerung, Blutstillung, Wärmeerhalt u.v.m.. Die Bergretter:innen geben die Ist-Situation an der Einsatzleiter weiter und dieser trifft alle weiteren erforderlichen Schritte… ist ein Notarzt notwendig (per Hubschrauber oder bodengebunden), wie erfolgt die Bergung und der Abtransport und wo wird der Patient an den Rettungsdienst übergeben. In kürzester Zeit sind viele Entscheidung zu treffen. 

Medizinische Erstversorgung und Vorbereitung für den Abtransport

Nach Eintreffen der weiteren Bergretter:innen wird der Patient weiter medizinisch versorgt und für den Abtransport vorbereitet. Bei einem notwendigen Liegendtransport wird der Patient per Vakuummatratze stabilisiert und mit einer Gebirgstrage (Einradtrage) zum Übergabepunkt an das nächste Fahrzeug gebracht. In vielen Fällen muss der Patienten direkt über den Trail zur nächsten Forststraße gebracht werden. Das ist eine sehr schweißtreibende und kräfteraubende Aufgabe für die Bergretter:innen. Die Trage muss auch an schwierigen Stellen, per Seil, gesichert werden. Für den Patienten ist der Abtransport in der Gebirgstrage und über einen Singletrail eine äußerst ungewöhnliche Situation, vor allem muss er den Bergretter:innen absolutes Vertrauen schenken. Würde es die Notlage anders erfordern und die Geländegegebenheiten erlauben, kann auch eine Taubergung durch den Hubschrauber am Singletrail erfolgen. 

Patientenübergabe an den Rettungsdienst

Wieder beim Einsatzfahrzeug angekommen wird der Patient entsprechend gelagert und zum nächsten, mit dem Rettungsdienst vereinbarten Übergabeort, gebracht. Jener Bergretter:in der sich von Anfang an um den Patienten gekümmert hat, übernimmt die Patientenübergabe an den Rettungsdienst und übergibt den Patienten und die aufgenommenen Patientendaten in einem Protokoll. 

Nach der Übergabe

Nach der Übergabe an den Rettungsdienst wird das Einsatzmaterial wieder für den nächsten Einsatz hergerichtet und in den meisten Fällen kümmern sich auch die Bergretter:innen um das zurückgebliebene Mountainbike. 

Hinweis

An dieser Stelle möchten wir noch einen wichtigen Hinweis. Bei solchen Bergrettungseinsätzen entstehen auch Kosten, die durch eine Bergekostenversicherung gedeckt sind. Wenn man Förderer des österreichischen Bergrettungsdienstes wird, hat man automatisch eine Bergekostenversicherung dabei. Weitere Informationen findet man auf den Homepages der Bergrettungen in Österreich.